WM-Streitfrage: War's eine gute Weltmeisterschaft?

Audio von Carbonatix
Nach vier Wochen Südafrika 2010: Die AZ-Redakteure Jochen Schlosser und Gunnar Jans über den Streit, ob die Qualität der Weltmeisterschaft okay war.
Ja
Aber sicher! Und dies trotz des Scheiterns der üblichen Titelverdächtigen: Frankreich, Italien, Brasilien, Argentinien – zum Vergessen. Stattdessen begeisterte Löws junge DFB-Truppe und die spät in Form gekommenen Fußballästheten aus Spanien. Holland spielt, dank seiner Künstler Sneijder und Robben, ansehnlich. Auch Überraschungsteams wie Ghana oder Uruguay machten Freude.
Wer übers Niveau motzt, sollte sich an 2006 erinnern! Dass damals irgendein Team schön gespielt hätte, ist ein Sommermärchen. Erst recht 2002! Was waren das für furchtbare Kicks. In Südafrika war’s besser. Es war eine gute WM. Und: Der neue Weltmeister kann und will, im Gegensatz zu Vorgänger Italien, mit dem Ball was anfangen.
Jochen Schlosser
Nein
Natürlich ist eine WM immer gut. Per se. Weil sie: ist. Und gerne acht Wochen dauern könnte. Aber dann nur mit K.o.-Spielen, die wenigstens für Dramatik bürgen. Wer aber von einer WM erwartet, dass sie taktisch Maßstäbe setzt und spielerisch Innovationen aufzeigt für die nächsten vier Jahre, der sah in Südafrika: wenig. Einzig das DFB-Team fand zu einem neuen Stil – und schließlich seinen Meister in Spanien, das nicht weiter ist als 2008.
Ästhetisch betrachtet spielte diese WM eher im Second-Hand-Schuppen als in der Designer-Boutique. Kein Superstar, der das Turnier prägte. Kein Stil, dem es nachzueifern gilt. Der FC Bayern unter van Gaal spielt moderneren Fußball als die meisten WM-Teams. Gut, dass bald wieder Bundesliga ist.
Gunnar Jans