WM-Party in Österreichs "Piefke-Zone"
WIEN - Und immer wieder Cordoba. Obwohl die Deutschen inzwischen größte Ausländergruppe in Österreich sind, haben sie es besonders zu WM-Zeiten nicht leicht: Zu missgünstig reagieren die Ösis auf Siege der Mannschaft des gleichzeitig bewunderten und beneideten Nachbarlandes.
Zu präsent ist jedem noch der einzige Sieg der österreichischen Mannschaft gegen die Deutschen seit ewigen Jahrzehnten, 1978 im argentinischen Cordoba. Deshalb feuern die Zugereisten von Rostock bis Rosenheim ihr Team nun in einer eigenen «Piefke-Zone» am Donaukanal an.
«Alle - außer die Deutschen», beschreibt Initiator Jockel Weichert die Stimmung, die ihm jahrelang beim Fußballschauen in österreichischen «Beiseln» (Kneipen) entgegengeschlagen ist. Der 35-jährige Bayer lebt seit 1999 in Wien und musste sich von blöden Sprüchen über Pöbeleien schon viel anhören, wenn er bei EM's und WM's «sein» Team anfeuerte: «Es war immer schrecklich.» Bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz gründete er deshalb die «Piefke Connection Austria» auf der Businessplattform «Xing» zum Gruppenschauen: «Das ist dann ein Selbstläufer geworden.»
Bei den letzten Deutschlandspielen kamen bis zu 1500 Fans zum Public Viewing auf einem fest installierten Party- und Erholungsschiff auf dem Donaukanal. Auch die danebenliegende Strandbar wurde schnell von «Piefkes» erobert. Für den 3. Juli rechnen die Organisatoren bei vorausgesagtem Sommermärchen-Wetter mit noch mehr Andrang. Eingeladen sind ausdrücklich auch Österreicher - die laut Weichert inzwischen auch mal für Deutschland jubeln. Da sich die «Piefke-Zone» in Wien aber schon herumgesprochen hat, kommen auch Alpenländer, die wie gewohnt bewusst für die gegnerische Mannschaft sind. «Aber nun sind wir in der Überzahl», so Weichert.
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