Wirbel um Ribéry
Die französische Farce: Die Equipe Tricolore ist nach den Eklats ein Trümmerhaufen. Nun gibt es auch noch Wirbel um Ribéry. "Jeder dreht durch".
LONDON Eine dicke Winterjacke, eine dunkle Sonnenbrille, ein Koffer-Rolli und ein Handgepäck – so kam Nicolas Anelka am Montagmorgen am Londoner Flughafen Heathrow an. Der Chelsea-Stürmer hatte nach dem Skandal um die Beschimpfungen gegen Trainer Raymond Domenech Südafrika hinter sich gebracht. Für seine Mitspieler in der französischen Nationalmannschaft dagegen ging die turbulente WM erst einmal weiter. Zumindest bis Dienstag zum letzten Gruppenspiel gegen den Gastgeber (16 Uhr, ZDF und sky live), bei dem der Equipe tricolore das Aus droht.
Bemerkenswert immerhin, dass die Spieler Montag früh um 11 Uhr tatsächlich trainierten. Eine leichte Laufeinheit, gefolgt von Dehnübungen.
Das war nicht selbstverständlich nach dem Boykott am Sonntag, als die Mannschaft das Training verweigerte (AZ berichtete). Anelkas Beschimpfungen, die Meuterei beim Training, der Rücktritt von Delegationsleiter Valentin, es wirkte wahrlich valentinesk. Die Grande Nation hatte sich der Lächerlichkeit preisgegeben. „Schande“, titelte der „Parisien“, die „L’Equipe“ schrieb von einer „Farce“ und „Le Figaro“ sah gar die „Implosion des französischen Fußballs“.
Und so griff nun auch Staatspräsident Nicolas Sarkozy in die Affäre ein. Er beauftragte Sportminsiterin Roselyne Bachelot, die derzeit noch in Südafrika weilte, einen Krisengipfel einzuberifen. Der Präsident und sie selbst, sagte Bachelot, „haben von der Entrüstung der französischen Menschen Kenntnis genommen, wir rufen zu Würde und Verantwortung auf“. Gleichzeitig drohte sie aber auch mit Konsequenzen. „Es ist noch nicht die Zeit für Disziplinarmaßnahmen, aber die Zeit wird kommen“, so die Ministerin.
Ex-Bayern-Spieler Bixente Lizarazu fühlte sich bereits an eine Science-Fiction-Serie erinenrt. „Wir befinden uns in einer Episode von Akte X - jeder dreht durch“, so der Weltmeister von 1998. Und sein damaliger Teamkollege Zinedine Zidane meinte noch: „Das geht nicht. Bei einer WM muss man sich doch zusammenreißen.“
Dabei soll Zidane einer der großen Intriganten bei der Equipe sein. gerüchten zufolge soll Zidane nach dem 0:0 gegen Uruguay mit Thierry Henry, William Gallas und Bayerns Franck Ribéry eine neue Taktik vereinbart haben. Mit einer Startelf ohne Yoann Gourcuff. Gegen Mexiko spielte Frankreich anders und ohne Gourcuff. Allerdings auch nicht erfolgreich. Man verlor 0:2.
Zu allem Überfluss gibt es nun auch Gerüchte um Franck Ribéry. Der Bayern-Star soll nach der Pleite gegen die Mexikaner in ein Handgemenge mit Yoann Gourcuff verwickelt gewesen sein. „Ich habe kein Problem mit Yoann“ widersprach Ribery, „zu behaupten, ich hätte mich mit ihm geschlagen, ist Unsinn.“
Das alles soll auf dem Rückflug ins Teamquartier geschehen sein. Möglich, dass am Mittwoch noch ein viel längerer Flug ansteht. Zurück nach Paris. fk
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