„Wir wollen in die 1. Liga“
Ex-Löwentrainer Peter Pacult trifft mit Leipzig im Pokal auf Magaths Wolfsburger. Hier spricht er über Red Bull, die Außenseiterrolle und große Ziele.
Herr Pacult, Sie haben ja ein schönes neues Leben. Seit drei Monaten sind Sie Coach des Regionalligisten RasenBallsport Leipzig. Ihr Kater Gizmo musste ebenso daheim in Wien bleiben wie Ihr Paten-Elefant Tuluba – wie schlimm ist das Heimweh schon?
PACULT: Ach wo. Nein, überhaupt nicht. Ich fühle mich in Leipzig sehr wohl. Das ist für mich ja nichts Neues. So ist halt das Fußballerleben. Das Heimweh hält sich in Grenzen.
Aber das Trainingslager haben Sie wieder in der österreichischen Heimat veranstaltet, in Bad Radkersburg, wie zuletzt mit Rapid Wien, Ihrem letzten Klub vor Leipzig.
Na, selbstverständlich! Da kenne ich die Verhältnisse einfach gut und weiß, dass die Bedingen dort für uns optimal sind.
Nächste Woche ist Saisonauftakt in der Liga. Ihre Gegner heißen HSV, Hertha, Wolfsburg, Hannover, Cottbus und St. Pauli - allerdings jeweils die zweite Mannschaft. Wie gut kennen Sie die Regionalliga?
Ich kenne natürlich schon die Namen und all die Insiderinformationen, aber wie das Ganze dann konkret ausschauen wird, werden wir dann während der Saison sehen.
In Ihrer Karriere waren Sie stets bei Traditionsklubs beschäftigt: Rapid, Austria, 1860, Dynamo Dresden. Wie anders ist nun das Arbeiten bei einem Klub, hinter dem ein gewaltiger Konzern steht?
Der Name hat ja mit der täglichen Arbeit nichts zu tun. Gearbeitet wird ganz normal, wie bei jedem anderen Klub auch. Ob der Klub jetzt Red Bull heißt oder sonstwie, ist da egal. Das macht für mich keinen Unterschied.
Es heißt, Sie hätten einen engen Draht zu RedBull-Boss Didi Mateschitz. Wie sieht das konkret aus?
Man soll nicht immer über Dinge reden, die nicht der Wahrheit entsprechen. Er ist einer der Ansprechpartner, keine Frage. Es gibt natürlich Kontakt, aber es ist nicht so, dass man tagtäglich miteinander spricht.
Als Sie nach Leipzig kamen, gingen einige Größen des Vereins: Sportdirektor Thomas Linke, Geschäftsführer Dieter Gudel und auch der Pressesprecher. Sie gelten jetzt als Alleinherrscher. Ist es ein gutes Gefühl, alles selbst in der Hand zu haben?
Linke und Gudel sind beide freiwillig gegangen. Aber es stimmt ja auch nicht, was da immer aus Österreich kolportiert worden ist, dass ich da der Alleinherrscher bin. Ich schaue natürlich schon aufs Sportliche, aber wir haben gleich einen neuen Geschäftsführer gesucht und auch gefunden, weil ich immer gesagt habe: ’Ich will mit Spielern nicht über Geld reden.’ Das haben wir nun gut gelöst.
Am Freitagabend geht es im DFB-Pokal gegen den VfL Wolfsburg und seinen Trainer Felix Magath, auch so ein Ernst-Happel-Jünger wie Sie. Und er stand ja auch mal in Kontakt mit Red Bull und wurde zu Schalker Zeiten schon mal als Leipziger Trainer gehandelt. Wie ist Ihr Verhältnis zu ihm?
Wir kennen uns ja schon sehr lang und haben eigentlich immer sehr nette Gespräche miteinander geführt, zum Beispiel, als wir vor zwei Jahren mit Rapid Wien auf Schalke gespielt haben. Ich schätze ihn als Trainer, der überall sehr gute Arbeit gemacht hat.
Sie sind im Pokal klarer Außenseiter gegen den Bundesligisten. Dennoch ist die Erwartungshaltung der Fans wohl gewaltig. Wie gehen Sie damit um?
Man muss in erster Linie sehen, dass da Viertligist gegen Erstligist spielt. Da sind die Fronten ganz klar geklärt. Für uns ist es natürlich ein tolles Erlebnis, gegen eine Bundesligamannschaft zu spielen - das haben die meisten meiner Spieler ja noch nie getan. Wir werden ein sehr gut besuchtes Stadion haben, was zeigt, dass die Menschen hier in Leipzig sehr gern Fußball schauen, und ich hoffe, dass wir sie mit einer guten Leistung nicht enttäuschen werden.
Auch bei Red Bull legt man, trotz aller Lockerheit, im Allgemeinen ja viel Wert auf messbaren Erfolg. Sie haben einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben. Wurde ein konkretes Ziel formuliert?
Das Ziel kennt man ja, seitdem Red Bull hier im Osten eingestiegen ist: Wir wollen in die erste Liga. Das ist uns bewusst.
Dann müssen Sie Ihren Vertrag also mindestens ein Mal verlängern, denn in zwei Jahren schaffen Sie es nicht von der Regional- in die Bundesliga.
Wir kennen ja alle das Geschäft, und bei mir gelten auch die selben Regeln wie bei den Anderen. Aber natürlich möchte ich schon dabei sein, wenn es klappt mit dem Aufstieg nach ganz oben.
Mittelfristig wird sich Red Bull nicht mit Mittelmaß zufrieden geben. Wann spielen Sie in der Allianz Arena mit Leipzig in der Bundesliga gegen den TSV 1860, Ihre alte Liebe, bei der Sie Nachfolger von Werner Lorant wurden – und dann entlassen, obwohl auf einem einstelligen Tabellenplatz liegend. Wohlgemerkt: in der ersten Liga.
Ha! Gegen wen ich wir dann in München spielen, ist mir eigentlich wurscht. Hauptsache Allianz Arena.