Wiesinger & Partner: Vier Augen sehen mehr als zwei

Wie das neue Gespann beim 1. FC Nürnberg funktioniert – und warum einer der Sprecher sein muss
Frank Hellmann |
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Wie das neue Gespann beim 1. FC Nürnberg funktioniert – und warum einer der Sprecher sein muss

NÜRNBERG Wofür Arbeitsteilung doch alles gut sein kann: Während sich Michael Wiesinger am Montag bei der Trainertagung erstmals in den Dunstkreis der Erstliga-Kollegen begab, erledigte Armin Reutershahn am Morgen die Alltagsarbeit mit den Erstliga-Profis. Eine Doppelspitze beim 1. FC Nürnberg macht es möglich, dass der eine in einem Düsseldorfer Hotel den Ausführungen von Joachim Löw lauscht, der andere auf dem Trainingsgelände in der Nürnberger Winterlandschaft die Anweisungen erteilt. Es gilt schließlich schon am Freitag bei Borussia Dortmund eine knifflige Aufgabe zu lösen.

„Ich habe einfach versucht, den Tag zu genießen”, sagte der von der U 23 beförderte Wiesinger über sein Debüt als Bundesligacoach beim 1:1 gegen den HSV, „es war für mich wie immer, nur dass diesmal fast 50000 Menschen dabei zugeschaut haben”. Auffällig beim Debüt, wie oft Wiesinger als auch Reutershahn aus der Coaching-Zone sich um Einfluss bemühten. Wiesinger korrigierte manchmal mit Händen in den Taschen, während Reutershahn mitunter aufgebracht gestikulierte. Obwohl der 40-jährige Wiesinger später allein die Pressegespräche erledigte, verstehen sie sich als Partner. „Wir haben schnell zusammengefunden”, erklärt Wiesinger.

„Die Arbeit, die ich heute mache, ist die, die ich liebe”, ergänzt Reutershahn. Schon in Frankfurter Zeiten unter Friedhelm Funkel habe er bei der Trainingsgestaltung freie Hand gehabt. Der 52-Jährige soll die Erfahrung einbringen, die dem jüngeren Kollegen fehlt. „Das kann ich mir nicht kaufen, aber die habe ich mit Armin neben mir, der ist geballte Erfahrung”, sagt Wiesinger, der die finale Entscheidungshoheit besitzt – wie am Sonntag beim Verzicht auf Star-Techniker Hiroshi Kiyotake. Wiesinger ist auch der Sprecher der Trainer-Gemeinschaft: „Im Training kam zu wenig, er hat nachgelassen, das hat mir nicht gefallen”, sagte er über Kiyotake. Reutershahn sagte: nichts. Er nimmt nicht an den Pressekonferenzen teil.

Cheftrainer nennen sie sich beide. Ähnlich wie Sascha Lewandowski und Sami Hyypiä unter dem Bayer-Kreuz geben auch Wiesinger und Reutershahn am Valznerweiher keine Brüder im Geiste ab. Der eine ist in Burghausen aufgewachsen, hat als Profi beim FC Bayern oder 1. FC Nürnberg gespielt, ist aber als Trainer beim FC Ingolstadt gescheitert; er gilt als eher zurückhaltender Charakter. Der andere stammt aus Duisburg, spielte nur bei Preussen Krefeld oder TuS Xanten, war dann über zwei Jahrzehnte Co-Trainer bei Bayer Uerdingen, Hamburger SV und Frankfurt; er gilt als besonders loyaler Vertreter. „Als ich vor mehr als 20 Jahren angefangen habe”, erinnert sich Reutershahn, „gab es für die Videoanalyse noch die Videokassette. Da musste dann das ganze Spiel geschaut werden...” Dass beide zu anderen Zeiten sozialisiert wurden, zeigt dieses Detail: Wiesinger hat ins „Club-Magazin” in seine Weltauswahl seine Ex-Mitspieler Giovane Elber und Bixente Lizarazu benannt, Reutershahn lieber Franz Beckenbauer und Gerd Müller.

Und doch wollen sie viele Gemeinsamkeiten haben, „Michael und ich arbeiten jetzt auf einer anderen Ebene zusammen”, betont Reutershahn. Das Duo soll vorerst bis Saisonende arbeiten – gelingt es, frühzeitig den Klassenerhalt fest zu machen, stellt Sportvorstand Martin Bader eine Verlängerung in dieser Konstellation in Aussicht. Vier Augen sehen mehr als zwei. Und die nächste Trainertagung kommt bestimmt. 

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