Wettskandal: 32 Spiele in Deutschland unter Manipulationsverdacht

BOCHUM - Im neuesten Skandal um internationalen Wettbetrug im Fußball sind nach Angaben der Ermittler mindestens 200 Spiele und 200 Personen betroffen. Laut einem Zeitungsbericht sollen Profis des Vfl Osnabrück in den Skandal verwickelt sein.
Die Staatsanwaltschaft und die Polizei Bochum listen neun betroffene europäische Länder auf, darunter auch Deutschland, in denen Spiele mindestens seit Anfang 2009 beeinflusst worden sein sollen. Die 1. Bundesliga ist bisherigen Ermittlungsergebnissen nicht betroffen, wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Freitag in Bochum mitteilten. Unter Manipulationsverdacht stehen auch drei Spiele der Champions League, zwölf Spiele der Europa League und ein Qualifikationsspiel zur U21-Europameisterschaft. Die betroffenen Partien wurden namentlich zunächst nicht genannt.
Die Betrüger sollen Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Offizielle bestochen haben, um Spielausgänge zu beeinflussen. Anschließend hätten die Beschuldigten versucht, hohe Geldbeträge bei europäischen und asiatischen Wettanbietern gesetzt haben. Der Gewinn soll insgesamt mehrere Millionen Euro betragen.
Deutschland ist mit 32 Begegnungen betroffen, darunter vier aus der 2. Bundesliga. Weitere Länder ohne Erstliga-Bezug sind Belgien und die Schweiz. In Kroatien, Slowenien, Türkei, Ungarn, Bosnien und Österreich stehen indes Erstliga-Spiele im Fokus. In allen Fällen bestehe ein konkreter Verdacht oder sei Manipulation nachgewiesen worden.
Festgenomen wurden bislang in Deutschland, Österreich, Großbritannien und der Schweiz 15 Verdächtige und 50 Objekte durchsucht. Schwerpunkte in Deutschland lagen in Berlin, Nürnberg und dem Ruhrgebiet.
Vfl-Osnabrück-Spieler in Wettskandal verwickelt?
Nach Informationen der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Freitag) sollen Spieler des VfL Osnabrück in mögliche Spielmanipulationen in der 2. Fußball-Bundesliga verwickelt sein. Nach Angaben der Zeitung verdächtigt die Staatsanwaltschaft Bochum als Drahtzieher einen 34-Jährigen aus Lohne, der mit Hilfe von VfL-Profis zwei Spiele aus der vergangenen Saison manipuliert haben soll. Bei den Partien soll es sich um die Auswärtsspiele der Osnabrücker beim FC Augsburg (0:3) am 17. April 2009 und beim 1. FC Nürnberg (0:2) am 13. Mai 2009 handeln.
Die Staatsanwaltschaft machte am Freitag auf einer Pressekonferenz hingegen keine genauen Angaben über betroffenen Spiele, Vereine und Personen. Insgesamt stehen 200 Begegnungen in neun europäischen Ländern und auch aus der Champions League und Europa League im Fokus. Ferner gibt es 200 Tatverdächtige.
Der Mann aus Lohne soll am Donnerstag verhaftet worden sein. Im Rahmen der bundesweiten Polizeiaktion soll auch die Wohnung eines der verdächtigen Profis durchsucht worden sein. Er spielt seit Sommer 2009 nicht mehr beim VfL.
Der Verhaftete habe laut Vorwurf der Staatsanwaltschaft hohe Summen auf die beiden VfL-Spiele gesetzt und sich dabei auf eine Tordifferenz festgelegt, die dann tatsächlich eintrat. So soll er für die Augsburg-Partie beim asiatischen Anbieter „sbobet“ 150 000 Euro darauf gewettet haben, dass die Gastgeber mit drei Toren Unterschied gegen den VfL gewinnen. Aus abgehörten Telefonaten einer Sondereinheit der Polizei Bochum gehe hervor, dass der Verdächtige Kontakt zu einem Profi des VfL Osnabrück aufgenommen habe, der in dem Spiel mitwirkte. Außerdem soll der 34-Jährige von der Staatsanwaltschaft in Zusammenhang mit zwei weiteren VfL-Spielern aus der letzten Saison gebracht worden sein.
Beim VfL Osnabrück herrschte Fassungslosigkeit. „Wenn das stimmt, wäre das eine Katastrophe – das könnte dann ein Grund für den Abstieg gewesen sein“, sagte Präsident Dirk Rasch.
Im letztjährigen Team soll es nach Angaben der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ einige Profis gegeben haben, die regelmäßig und teilweise mit erheblichen Summen auf Fußballspiele gewettet haben. Einem Spieler, der sich wegen Wettschulden offenbarte, soll ein Gehaltsvorschuss gezahlt worden sein – unter der Voraussetzung, dass er sich in eine Therapie begeben würde.
dpa