Werner Weltenbummler
MÜNCHEN - Zuletzt ist es erstaunlich ruhig geworden um Werner Lorant. Er pendelte zwischen Oberdorfen und seinem Feriendomizil im spanischen Estepona. Der ehemalige Löwen-Trainer war arbeitslos. Doch das wird sich jetzt ändern.
Ernsthafte Angebote für Werner Lorant gab es keine, abgesehen von einer losen Anfrage seines Ex-Klubs, dem abstiegsbedrohten Bayernligisten FC Schweinfurt. Aber das ist (noch) nicht Lorants Anspruch.
Doch jetzt hat wieder ein Verein beim einstigen Kult-Trainer des TSV 1860 (1992 bis 2001) angeklopft. Wie die AZ erfuhr, handelt es sich dabei um den FC Liaoning, den siebenmaligen chinesischen Meister. Am Montag ist Lorant zu erneuten Verhandlungen nach Peking geflogen. Und der 59-Jährige ist gewillt, den Job in Shenyang, der Sieben-Millionen-Stadt im Nordosten Chinas, anzutreten.
Lorant zur AZ: „In China gibt es sehr gute Fußballer, die sind dort alle sehr fleißig, anders als in Deutschland. Zudem ist in China durch die Olympischen Spiele eine große Aufbruchstimmung zu spüren. Das reizt auch mich. Der FC Liaoning ist eine Hochburg im chinesischen Fußball.“ Der letzte Meistertitel liegt allerdings schon 15 Jahre zurück. Mit Lorant will der aktuelle Tabellen-Zehnten FC Liaoning an frühere Triumphe anknüpfen. Möglicherweise sitzt Lorant beim nächsten Meisterschaftsspiel am Samstag gegen Guangzhou Yiyao schon auf der Trainerbank. Für Lorant wäre der FC Liaoning bereits die zehnte Station als Profi-Trainer. Und er ist viel herumgekommen dabei. Die Stationen von Werner Weltenbummler.
Fenerbahce Istanbul
„Ein Durchgeknallter“, das schrieb die türkische Zeitung „Fanatik“ im Januar 2002 über Lorant. „Ich will Meister werden“, tönte er. Es reichte nicht ganz, Fener wurde nur Vize. Immerhin: Mit Lorant als Trainer gelang Fenerbahce ein unvergessener 6:0-Derbysieg über Galatasaray Istanbul. Trotzdem kam es im Dezember 2002 zur Trennung. Ein Grund auch: Lorant hatte den argentinischen Superstar Daniel Ortega, der Millionen kostete, vergrault. „Niemand ist größer als der Coach“, sagte Lorant damals.
LR Ahlen
Zurück in der Heimat, heuerte Lorant gleich beim damaligen Zweitliga-Klub an. „Ich will hier einiges erreichen.“ Er rettete Ahlen vor dem Abstieg und zog nach sechs Monaten weiter.
FC Incheon
Im Oktober 2003 zog’s Lorant nach Korea. „Hier kann ich täglich Pils und Espresso trinken.“ Das machte ihn nicht glücklich. Ehefrau Doris ging es schlecht: eine Lungenkrankheit. Lorant warf nach elf Monaten hin.
Apoel Nikosia
Als Lorant im März 2005 bei Zyperns Meister unterschrieb, sagte er: „Ich will beweisen, dass ich ein guter Trainer bin.“ Nach verpasster Meisterschaft wurde er nach nur zwei Monaten entlassen.
Sivasspor
Im Juni 2005 kehrte er in die Türkei zurück, zu Aufsteiger Sivasspor. „Ich liebe die Türkei, das ist meine zweite Heimat“, sagte Lorant. Er führte den Aufsteiger sogleich auf Platz fünf der SüperLig führte. Dann verging ihm die Lust, er ging. Freiwillig.
Saipa Teheran
Zurück nach Asien, im Juli 2006. „Ich bin begeistert“, sagte Lorant über den Iran. Das hielt nicht lange. Nach nur drei Monaten schmiss er hin: unüberbrückbare Differenzen mit dem Präsidenten.
Erciyesspor
Oktober 2006, wieder Türkei. Im Januar 2007 warfen sie ihn raus. „Er war nicht länger tragbar“, schimpfte der Vereinsboss.
SpVgg Unterhaching
Sein Auftrag war der Klassenerhalt in der Zweiten Liga. „Ein Lorant steigt nicht ab“, sagte der Trainer. Haching stieg ab. Am 4. Oktober 2007 trat er zurück, auf Platz elf der Regionalliga Süd. Eine Trennung im Unfrieden.
Kasimpasaspor
Am 5. Oktober 2007 – noch bei Haching unter Vertrag – unterschrieb Lorant beim Letzten der türkischen SüperLig. Nach 58 Tagen wurde er gefeuert. Rekordverdächtig. Sechs Spiele, sechs Pleiten.
Ob Lorant in China nun länger bleiben darf?
Oliver Griss
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