Werder: Frings als Auslaufmodell
BREMEN - Die vielen Verletzungen hemmen den Bremer Antreiber. „Man muss abwarten, wie lange das geht mit meinem kraftraubenden Stil.“
In der Nationalelf, da baut Bundestrainer Joachim Lö nur noch selten auf Torsten Frings. Und bei Werder bremen? Es war nur eine kleine Szene am vergangenen Bundesliga-Spieltag, aber sie könnte zukunftsweisend sein. Für Werder Bremen, aber auch seinen langjährigen Mittelfeldmalocher Torsten Frings. Ein fast erschrockenes Raunen ging durch das ausverkaufte Weserstadion, als der Nationalspieler ein simples Laufduell mit dem Mönchengladbacher Christian Dorda verlor. Und zwar so deutlich, dass man fast Mitleid haben musste mit dem 32-Jährigen, dem sein zwölf Jahre jüngerer Gegenspieler auf 30 Meter mindestens fünf Meter abnahm.
Mehr als ein Dutzend Profijahre und mehrere schwere Verletzungen haben Spuren hinterlassen bei dem gebürtigen Rheinländer, der bei der Bremer UEFA-Pokalpartie gegen den AC Mailand gelbgesperrt nur auf der Tribüne sitzen durfte. Mittelfristig, das weiß Frings selbst, muss er sich mit dem Gedanken an ein Karriere-Ende anfreunden: „Man muss abwarten, wie lange das geht mit meinem kraftraubenden Stil.“ Die aktuelle Formkrise des Vize-Meisters hängt auch mit der körperlichen Verfassung seines Antreibers und Motors zusammen. Seine permanenten gesundheitlichen Beschwerden hat Frings auch zur Nationalmannschaft mitgenommen und dort dann höchst ungeschickt taktiert, als er sich bei Bundestrainer Joachim Löw nur auf der Auswechselbank wiederfand und dies mit mangelndem Respekt für seine Person gleichsetzte.
„Das hätte man gewiss anders lösen können. Es war sicherlich ein Fehler, dass ich das so öffentlich gemacht habe“, sagt der bekennende Tierfreund und räumt mittlerweile überflüssige Misstöne ein. Doch nun ist seine Position beim DFB-Chefcoach gleich doppelt geschwächt und Frings' Auftritt beim Länderspiel gegen Norwegen in Düsseldorf war nicht dazu angetan, bei Löw verspielten Kredit zurückzugewinnen. So könnte das 79. Länderspiel des langmähnigen Routiniers schon der letzte Auftritt im DFB-Trikot gewesen sein. Es dürfte Frings schwer fallen, bei der „Nati“ wieder Tritt zu fassen und sich für die WM 2010 in Südafrika anzubieten. „Drei Weltmeisterschafts-Teilnahmen, dann kan man von einer guten Karriere sprechen“, hat „Lutscher“, so sein Spitzname an der Weser, einmal selbst klassifiziert. Bislang stehen zwei WM-Turniere zu Buche.
Sein Vertrag bei Werder läuft sogar noch bis 2011 und im Verein wird der alte Haudegen nicht zuletzt als Motivator, Antreiber und Vorbild wohl immer noch gebraucht, solange sein Körper einigermaßen mitspielt. Und für Werder-Sportdirektor Klaus Allofs ist auch die Nationalmannschafts-Karriere von Frings noch längst nicht gelaufen: „Ich finde, Torsten gehört weiterhin dazu.“