Werder Bremen: Die Born-Affäre
Werders Vorstandschef soll bei einem Transfer mitkassiert haben. Er lässt seine Ämter ruhen.
BREMEN Sie kommen in dieser Saison nicht zur Ruhe, die Bremer. Neben dem sportlichen Zickzackkurs ist nun auch die Geschäftsführung in schwere Turbulenzen geraten. Vorstands- und Finanzboss Jürgen L. Born lässt ab sofort seine Ämter bei Werder Bremen ruhen. Der 68-Jährige reagierte damit auf die Diskussion um die Vorgänge rund um den Transfer des Spielers Roberto Silva. Hierbei soll Born Geld erhalten haben.
Der peruanische Stürmer war im Jahr 2001 für 1,35 Millionen Dollar von Sporting Cristal Lima zu Werder wechseln und sollte Nachfolger von Claudio Pizarro werden. Silva jedoch war nicht bundesligatauglich. Born wird beschuldigt, bei dem Transfer mitkassiert zu haben. Dem „Spiegel“ liegt eine Zahlungsanweisung von Silvas Berater Carlos Delgado vom 29. August 2001 über 50000 US-Dollar auf Borns Konto bei der Banco de Montevideo vor. Pikant: Delgado ist auch aktueller Berater von Werders bestem Stürmer Pizarro. Und kurios wird die ganze Angelegenheit dadurch, dass Delgados Noch-Ehefrau Fiorella Farré, ein früheres Fotomodell, offensichtlich aus Eifersucht das Material der peruanischen Zeitung „La República“ zuspielte, die den Skandal zuerst öffentlich machte.
In der Werder-Geschäftsführung herrscht seitdem helle Aufregung, zumal auch der vom FC Chelsea ausgeliehene Claudio Pizarro an dem Transfer über Delgados Beraterfirma mitverdient haben soll. So laufen in Peru bereits Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung, die Rede ist von zehn Millionen Dollar. Pizarro bestreitet dabei die Beteiligung an der Agentur, ist aber mit Delgado eng verbandelt.
Dass Born sich teils an der Transferpolitik der Hanseaten auf dem oft zwielichtigen südamerikanischen Spielermarkt beteiligte, war in Bremen lange gern gesehen. Der Banker war von 1979 bis 1999 Südamerika-Beauftragter der Deutschen Bank, spricht fließend Spanisch, arbeitete unter anderem in Asuncion, Montevideo, Buenos Aires oder Sao Paulo. So ging die Entdeckung von Nelson Valdez in Paraguay oder der Wechsel des zuvor unbekannten Ailton mit auf sein Konto. Aber: Hat Born wirklich mitkassiert?
In einer Werder-Presseerklärung wird Born mit den Worten zitiert: „Ich selbst habe im Rahmen des Roberto-Silva-Transfers keine Zahlungen erhalten. Da diese Vorwürfe dennoch im Raum stehen, ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, dass ich meine Funktionen bei Werder bis zur endgültigen Klärung des Sachverhaltes nicht mehr ausüben werde.“ Der Aufsichtsratsvorsitzende Willi Lemke nahm dieses Angebot dankbar an. „Solche Vorwürfe gefährden unser Image. Deshalb werden wir zur Aufklärung einen unabhängigen und renommierten Wirtschaftsprüfer einsetzen“, sagte Lemke.
Born selbst wollte eh 2010 zurücktreten. Seine Rückkehr auf den Chefsessel erscheint nun unwahrscheinlich. Nach der neuen Tätigkeit als Vorsitzender der Geschäftsführung strebt der bisher für den sportlichen Bereich zuständige Klaus Allofs.
Frank Hellmann