Wenn Mama zusieht: Hooligan-Mütter sorgen als Stadion-Ordner für Ruhe

Fan-Mütter als Stadion-Stewards: Diese außergewöhnliche Aktion sorgte dieser Tage in Recife für ein ungewohnt friedliches Derby. Und ist nur eine der aktuellen Kreativ-Kampagnen gegen die Gewalt in Brasiliens Fußball.
SID |
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Effektives Mittel gegen randalierende Fans: Die Mütter der Hooligans sorgen im Stadion dafür, dass ihre Sprösslinge brav sind
dpa/twitter Effektives Mittel gegen randalierende Fans: Die Mütter der Hooligans sorgen im Stadion dafür, dass ihre Sprösslinge brav sind

Recife/Belo Horizonte – Die 30 nicht gerade durchtrainiert wirkenden Frauen in ihren orangefarbenen Sicherheitswesten hätten normalerweise keine Chance gegen einen randalierenden Fan-Mob. Doch die sogenannten "Security Moms" erlebten vergangenen Sonntag abgesehen von ein paar innigen Umarmungen einen ruhigen Nachmittag. Die Aktion "Sicherheits-Mutter" war ein voller Erfolg, die Hooligans waren handzahm.

Für den "Clßssico dos Classicos", Recifes brisantes Fußball-Derby zwischen Clube Nßutico und Sport Club, hatte der letztgenannte Verein Mütter einiger seiner treuesten Anhänger als Stewards in den Fanblock gestellt. Eine Kampagne, die Krawallszenen des Stadtduells eine Woche zuvor gegen Santa Cruz verhindern sollte.

Die mit Hilfe einer internationalen Werbeagentur ausgearbeitete Aktion wurde in der brasilianischen WM-Arena Pernambuco in großen Lettern auf der Anzeigetafel auf den Punkt gebracht: "Es gibt Dinge, die Fans nicht vor den Augen ihrer Mütter machen. Streit in Stadien ist eines davon." Die eindringlichen Worte und Mamas Anwesenheit erzielten den gewünschten Effekt.

"Das ist das erste Mal, dass meine Mutter in einem Stadion ist", sagte Jonatas Santos noch ganz überrascht, ehe er Cristiane, im Berufsleben Putzfrau, mit einem Kuss auf die Wange begrüßte. Der 22-Jährige hatte wie die übrigen Fans keine Ahnung von der Aktion, begrüßte die Idee aber: "Wenn dies bei jedem Spiel stattfinden würde, gäbe es weniger Tumulte."

Vor der Partie bekamen die "Security Moms" eine kurze Schulung vom Sicherheitspersonal. "Wir haben auch mit Polizisten gesprochen, die uns einwiesen, wie wir auf die Fans zugehen sollten. Um diese z.B. höflich zu bitten, die Füße von den Sitzschalen zu nehmen", berichtete Cristiane Santos. Statt Knüppel und Pfefferspray freundliche Gesten. Eine Methode, die diesmal Wirkung zeigte.

Schließlich ist Brasilien nicht nur Rekord-Weltmeister im Fußball, sondern steht auch ganz oben in der Liste der Fan-Gewalt. Laut eines Berichts der Tageszeitung O Globo forderten Auseinandersetzungen rivalisierender Anhänger im vergangenen Jahr mindestens 18 Tote. Das Oberste Sportgericht verhandelte gleich 67 Fälle von Vandalismus und Gewaltakten. Die "Bösewichte" finden sich vor allem in den "Torcidas Organizadas", den Fan-Ultra-Bewegungen.

Vereine und öffentliche Sicherheitsorgane sind verzweifelt auf der Suche nach dem Allheilmittel. Neue Wege sind gefragt und werden gegangen. Wie beim "Gre-Nal" am 1. März. Gastgeber Internacional ruft für das Derby in Porto Alegre 1000 seiner Fans auf, kostenlos je einen Anhänger des Rivalen Grêmio in den gleichen Stadionblock mitzubringen.

Im Bundesland Santa Catarina sensibilisiert derzeit die regionale Anwaltskammer für mehr Toleranz. Die Maskottchen der lokalen Klubs werden auf Reklametafeln mit Verletzungen gezeigt, die sie sich bei Fan-Auseinandersetzungen zugezogen haben. Die Aktion steht unter dem Titel: "Die Gewalt in den Stadien schwächt dein Team."

"Mehr Frieden in den Fußball bringen", das ist die derzeit die Hauptbotschaft laut der für die Aktion "Security Moms" in Recife zuständigen Agentur. In den gerade beginnenden Regionalmeisterschaften und ihren Derbys sollen dafür deutliche Zeichen gesetzt werden.

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