Was sagen die Amateure zum Pokalvorschlag?

Seit Donnerstag geistern mögliche Reformen der TV-Gelderverteilung und des DFB-Pokal-Modus' durch die Medien. Vor allem der Vorschlag, die Profiklubs erst ab Runde 2 bzw. 3 in den Wettbewerb eingreifen zu lassen, sorgt für Aufregung. Aber wie reagieren eigentlich die Amateurklubs auf die möglichen Änderungen?
AZ/dpa/SID |
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Machen die erste und zweite Bundesliga den DFB-Pokal künftig unter sich aus?
dpa Machen die erste und zweite Bundesliga den DFB-Pokal künftig unter sich aus?

Frankfurt/Main - Peter Peters hat als Vorstandsmitglied des FC Schalke 04 und Vize-Präsident des Ligaverbandes ein Strategiepapier der Bundesligisten auf den Weg gebracht. Dabei handele es sich laut DFL zunächst nur um einen "unverbindlichen Gedankenaustausch" von 16 Clubs. Zum größten Zankapfel der Reformvorschläge könnte der DFB-Pokal werden.

Lesen Sie hier: Amateur-Klubs alarmiert: Künftig keine Pokalkracher mehr?

Statt bisher 28 sollen ab der Saison 2019/20 71 Amateurklubs teilnehmen. Dafür würden die Spitzenvereine der Ersten Liga erst später in den Wettbewerb einsteigen. Das würde bedeuten, dass Amateurvereine ab dem Jahr 2019 zwei Runden überstehen müssten, um auf Bundesliga-Topklubs zu treffen.

 

Manfred Schwabl sieht ein für und wider

 

Die AZ wollte deshalb wissen, wie eigentlich die Amateure den Vorstoß der DFL bewerten. Im AZ-Interview beschreibt Manfred Schwabl, Präsident der SpVgg Unterhaching, die Reformpläne als Abwägungssache. Man sei in Unterhaching durch die diesjährige, überaus erfolgreiche DFB-Pokal-Saison durchaus verwöhnt: "Der momentane Modus war dieses Jahr natürlich super für uns", so Schwabl.

Die Hachinger scheiterten im Dezember erst im Achtelfinale an Bayer Leverkusen, die überstandenen ersten Runden schwemmten eine ordentliche Summe Preisgeld in die Kassen der Spielvereinigung. "Interessant wird sein, wieviel Geld es in den ersten Runden gibt, wenn noch keine Profivereine vertreten sind", so Schwabl weiter.

Die besseren Chancen, gegen andere Amateurvereine in den ersten Runden weiterzukommen, müsse man aber schon mit dem eigentlichen Reiz des DFB-Pokals abwägen: "Dieses David gegen Goliath in den ersten Runden hat einfach seinen Charme. Dieses Jahr, vor allem die zweite Runde gegen Leipzig, war schon ein absolutes Highlight für uns." Der damit verbundene Imagegewinn durch das Medienrampenlicht seien für eine Amateurmannschaft nicht zu unterschätzen.

 

Auch andere Amateurvertreter melden sich zu Wort

 

"So ein Highlight für den Amateurfußball werden wir nicht aufgeben. Alle kleinen Vereine fiebern doch darauf hin, beispielsweise gegen Bayern München zu Hause zu spielen. Das ist doch das besondere Merkmal des Pokals", sagte Rolf Hocke, Präsident des hessischen Fußballverbandes. Gleichzeitig kündigte er Widerstand gegen die Pläne der DFL an: "Wir überlassen die Interessen der Amateurvereine ganz sicherlich nicht der Liga - auch was Pokalspiele betrifft".

"Die Dollar-Zeichen", schimpfte auch Präsident Alfred Vianden vom Fußball-Verband Mittelrhein auf SID-Anfrage über die Pokal-Pläne der Top-Profivereine, "stehen der Liga in den Augen. Wir haben uns immer gegen solche Änderungen im Pokal gewehrt und werden uns auch weiter wehren."

 

Tuchel ist dafür - Guardiola dagegen

 

Sogar Bayern Münchens Startrainer Guardiola wandte sich gegen eine Pokal-Reform: "Es ist perfekt, wie es jetzt ist. Die kleinen Mannschaften verdienen es, auch gegen große zu spielen. Das ist attraktiver und besser für die Fans", sagte der Spanier am Freitag.

Dortmunds Trainer Thomas Tuchel dagegen unterstützt die Reformvorschläge der meisten Erstliga-Klubs für den DFB-Pokal. "Ich habe mich spontan in diesen Vorschlag verliebt", sagte der BVB-Coach auf der Pressekonferenz der Westfalen am Freitag. Schmunzelnd fügte er hinzu: "Am besten erst im Halbfinale - Dortmund gegen Bayern."

 

DFL versucht zu beschwichtigen

 

Bei den Reformideen zum Profifußball handelt es sich nach Angaben der Deutschen Fußball Liga nicht um offizielle Vorschläge des Ligaverbandes oder der DFL. Vielmehr würden die Informationen aus einem "unverbindlichen Gedankenaustausch" von 16 Erstligisten stammen, zu dem der FC Schalke 04 eingeladen hatte.

Die DFL sei lediglich auf Einladung als Beobachter dabei gewesen, teilte sie am Freitag mit. Die "Bild" berichtete, dass weitreichende Veränderungen beim DFB-Pokal, bei der Verteilung der TV-Gelder sowie eine Neuorganisation des Deutschen Fußball-Bundes geplant seien.

 

Was sich im DFB Pokal ändern würde

 

Im aktuellen und bis zur Saison 2018/2019 gültigen Modus des nationalen Pokal-Wettbewerbs starten die 18 Bundes-, 18 Zweitligisten und 28 Amateur-Clubs in der ersten Runde.

Folgende Alternativen werden in dem Reformpapier angedacht:

- In einer Runde 0 starten elf Bundesligisten, dazu die 18 Zweitligisten und neuerdings 71 Amateurvereine. In der ersten Runde stehen dann 50, in der zweiten 25 Clubs. In der zweiten Runde komplettieren die sieben Europapokalteilnehmer das 32er-Feld.

- In einer Runde 0 starten 18 Zweitligisten und 58 Amateurclubs. Zu den 38 Siegern kommen in der ersten Runde zehn Bundesligisten dazu. In der zweiten folgen die sieben Europapokalteilnehmer und der Titelverteidiger.

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