VW in der Ferrari-Liga
Wolfsburgs Hauptsponsor hat 100 Millionen in den Meisterklub investiert, nun wollen sie nicht nur an diesem Samstag den FC Bayern ärgern, sondern dauerhaft eine Macht in Europa werden.
WOLFSBURG Es ist der Alltag auf hohem Niveau, der im östlichen Niedersachsen eingekehrt ist. Dass es dem VfL Wolfsburg, Überraschungsmeister und Gegner der Krisen-Bayern am Samstag, so gut geht, dafür zeichnet sich der 100-prozentige Besitzer der Fußball GmbH verantwortlich: die Volkswagen AG. Der Autokonzern und die Allmacht der Region. Hinter VW, größter Autokonzern Europas, 370 000 Mitarbeiter in 61 weltweiten Werken, 113 Milliarden Euro Umsatz, verblasst in Wolfsburg alles. Lange auch der VfL Wolfsburg, der erst nach und nach das Standing erlangte, welches er heute bei Vorstandschef Martin Winterkorn genießt.
Promotor und Überzeuger war dabei Felix Magath, der den auch im Aufsichtsrat des FC Bayern sitzenden Firmenboss davon überzeugte, stärker in den Fußball zu investieren, nachdem der VfL Wolfsburg sowohl 2006 als auch 2007 beinahe abstieg. Mit Magaths Verpflichtung 2007 fand ein Umdenken statt, wie VW-Kommunikationschef Stephan Grühsem zugibt. „Was nützt eine Mannschaft, die haarscharf am Abstieg vorbei schrammt? Das bringt weder dem Verein, noch der Region oder dem Unternehmen etwas. Dann kann man das Sponsoring auch gleich lassen.“
Ergo wurde geklotzt statt gekleckert. Seit 2007 wurden Spieler für 85 Millionen verpflichtet – nur der FC Bayern gab in diesem Zeitraum mehr aus. Und so rief Winterkorn auf der Meisterfeier, die eher einer großen Autoshow ähnelte, aus: „So macht Fußball Spaß. Nächste Saison geht's voll weiter." Sollte heißen: Der Geldhahn wird nicht zu-, sondern aufgedreht, „wir wollen den eingeschlagenen Weg fortsetzen", sagt Aufsichtsrat Stephan Grühsem, der vor allem verlockend findet, "die Marke Volkswagen in der Champions League präsentieren zu können." Sie wollen VW dauerhaft in der Ferrari-Liga etablieren.
Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen glaubt, dass VW den Klub mit mehr als 100 Millionen Euro in drei Jahren subventioniert hat - Branchenkenner beziffern die jährliche Förderung auf 30 Millionen. Minimum. Nur so war es möglich, alle Leistungsträger aus der Meistersaison zu binden und das Gehaltsniveau im Kollektiv anzuheben, so dass der VfL Wolfsburg nun auch im Personalkostenetat (geschätzt 55 Millionen) einen Spitzenplatz belegt.
„Unsere größte Anstrengung war nach dem Magath-Weggang, die Mannschaft zu überzeugen, dass sich an unserer Strategie nichts ändert", gibt Aufsichtsratschef Garcia Sanz zu. „Wir wollen etabliert im internationalen Fußball mitspielen." Also nicht nur in der Liga den FC Bayern ärgern.
Frank Hellmann