Vorm Abflug? Der ratlose Magath

36 Millionen Euro hat der Schalker Coach investiert und danach wie wild rotiert– jetzt ist er Liga-Letzter
von  Abendzeitung
Himmel hilf? Trainer Felix Magath verlor auch das Revierderby gegen Borussia Dortmund mit 1:3.
Himmel hilf? Trainer Felix Magath verlor auch das Revierderby gegen Borussia Dortmund mit 1:3. © dpa

36 Millionen Euro hat der Schalker Coach investiert und danach wie wild rotiert– jetzt ist er Liga-Letzter

GELSENKIRCHEN Trainingsfrei stand auf dem Plan für Montag, dem Tag nach dem Debakel. Felix Magath, dem der Ruf vorauseilt, hart mit Profis umgehen zu können, ließ Gnade walten. Dem 1:3 gegen Dortmund, dieser grausamen Offenbarung, dass der Vizemeister ein erbärmliches Bild abgibt, folgte kein Straftraining mit Medizinbällen.

„Die Spieler müssen sich erholen und den Kopf frei bekommen“, sagte Magath. Am Mittwoch tritt der deprimierte Tabellenletzte beim fröhlichem SC Freiburg an. Magath benötigte selbst den trainingsfreien Tag, um eine Schwachstellenanalyse vorzunehmen. „Natürlich war das katastrophal“, hatte er am Sonntag gesagt. „Das war mein schlimmster Tag auf Schalke. So einen Saisonstart habe ich noch nicht erlebt.“ Training für den Körper bringt nichts mehr, seine Mannschaft zerschellte psychisch am Gegner, wie Magath feststellte: „Die Niederlagen haben Spuren hinterlassen. Die Truppe ist völlig verunsichert. So habe ich die Mannschaft noch nicht erlebt.“

Clemens Tönnies, der Schalker Boss, wird Antworten verlangen, zumal sich auf Schalke schon die Stimmen mehren, dass Magaths Projekt gescheitert ist. Doch entlassen werden kann der machtvollste Coach der Liga, der auch Vorstand, Manager, Geschäftsführer ist, auch angesichts seiner dann fälligen Abfindungen nur schwer – man müsste ihn wohl zum Rücktritt drängen. Magath vorm Abflug?

Magath muss den schwächsten Saisonstart in der Schalker Geschichte als schallende Ohrfeige für sich werten. In der vorigen Saison verhalf er Talenten wie Moritz, Schmitz und Holtby zum Ligadebüt, diesen Weg hat der Trainer Magath in diesem Sommer verlassen. Die neue Linie, für gut 36 Millionen Euro 14 neue Spieler zu verpflichten und 15 Profis aus dem Kader für eine Einnahme von etwa 16 Millionen zu verschachern, war eine Idee des Managers Magath. Wird er von den widerstrebenden Aufgaben des Managers und Trainers zerrissen?

„Der Umbruch war unumgänglich“, behauptete Magath immer wieder nach den ersten der mittlerweile fünf Niederlagen in der Bundesliga und der Champions League. Der Ex-Bayern-Coach hat Profis durchschnittlicher Güte wie Sarpei, Uchida, Escudero und Deac verpflichtet, die einen Champions-League-Klub nicht weiter entwickeln. Die Weltstars Raul und Huntelaar sind noch nicht integriert. Teilweise setzt Magath auf eine wilde Rotation in der Startelf und vor allem im 18er-Kader. An einen Platz im Europapokal in der nächsten Saison sei im Moment nicht zu denken, räumte er ein. Doch ohne diese Einnahmen lässt sich sein Plan, 2012 oder 2013 endlich einmal Meister zu werden, nicht erfüllen.

Nach Vergleichen, wohin ein Niedergang aus der Ligaspitze in kürzester Zeit führen kann, muss nicht lange gesucht werden: Hertha BSC stieg im Mai als Vorjahresvierter ab.

Gregor Derichs

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