"Volles Vertrauen in ihn": Mitspieler stärken Neuer nach erneutem Blackout den Rücken
Mönchengladbach - Es war die Fortsetzung aus dem Ukraine-Spiel (0:0). Nachdem in Nürnberg auf dem Fan-Banner noch "Mit dem Herz in der Hand und der Leidenschaft im Bein", getreu dem Song der Sportfreunde Stiller stand, hissten die Anhänger gegen Griechenland (2:1) den Schriftzug "...werden wir Europameister sein." Dass dieser Traum Mitte Juli im Berliner Olympiastadion Realität wird, braucht es auch einen Keeper in Top-Form.
DFB: Neuer patzt gegen Griechenland erneut
Doch dieser hinkt kurz vor dem EM-Start seiner Leistung hinterher. Und dass, in seinem womöglich letzten Turnier mit dem DFB-Team. Die Rede ist von Manuel Neuer (38). Über mehr als ein Jahrzehnt stets die Konstante in Person, zeigt der gebürtige Gelsenkirchner zuletzt immer mehr untypische Patzer. Nachdem der Neuer-Blackout gegen die Ukraine unbestraft bliebt, sah das gegen die Griechen anders aus.
Wie schon im Champions-League-Halbfinale mit dem FC Bayern in Madrid (1:2) ließ Neuer einen Schuss aus der zweiten Reihe klatschen. Diesmal hieß der Nutznießer aber nicht Joselu (34), sondern Georgios Masouras (30). Damit drängt sich immer mehr die Frage in den Mittelpunkt: Geht Neuer trotz regelmäßiger Aussetzer als unangefochtene Nummer eins ins Turnier oder greift auch bei ihm irgendwann das Nagelsmannsche Leistungsprinzip, zu dessen Opfer Leon Goretzka (29) wurde?
Nagelsmann über Torwartentscheidung: "Lasse keine Diskussion aufkommen"
Geht es nach Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) stellt sich diese Frage aber nicht. "Ich lasse keine Diskussion aufkommen. Intern werden wir den Fehler weder anschauen, noch diskutieren, noch an einer Torwartfrage herumdoktern", betonte der Landsberger auf der Pressekonferenz nach der Partie. Es bleibt also alles beim Status quo. Und Marc-André ter Stegen (32) muss seine Hoffnung, ein zweiter Jens Lehmann (54) zu werden, erstmal eingraben.
Eine Begründung lieferte Nagelsmann hinterher: "Es ist jetzt keine Anhäufung von Fehlern." Neuer selbst zeigte sich nach der Partie gegenüber "RTL" gewohnt selbstkritisch, machte keinen Hehl aus dem Patzer: "Beim 0:1 waren mehrere Fehler davor, aber ich schaue auf mich. Ich hätte ihn (den Ball, d. Red.) besser wegbringen müssen." Den Journalisten im Pressezelt vor dem Borussia Park wollte er sich dann aber nicht mehr stellen. Neuer ging schnurstracks an der Mixed-Zone vorbei, gab stattdessen einem Polizisten und Fans Autogramme.
Musiala verteidigt Teamkollege Neuer
Stattdessen sprachen seine Mitspieler über den Keeper, nahmen ihn in Schutz. "Alle machen Fehler. Er hat am Anfang des Spiels seine Klasse gezeigt", sagte Jamal Musiala (21). Damit meint der Youngster die Doppelchance von Christos Tzolis (22), der nach sechs Minuten völlig frei vor Neuer stand, aber den Kürzeren zog. "Ich habe volles Vertrauen ihn. Jeder von uns wird Fehler machen", erklärte Musiala und bekräftige: "Es bringt nichts, uns nach einem Fehler runterzumachen. Wir werden uns alle unterstützen."
Ähnlich sah es Außenverteidiger Maximilian Mittelstädt (27). Auf die Frage, ob Neuer bei der EM zum Unruheherd für die Nationalmannschaft werden könnte, konterte er: "Wenn Manuel Neuer keine Sicherheit ausstrahlen kann, wer sonst?" Trotz der Patzer hat Mittelstädt weiter vollstes Vertrauen in seinen Teamkollegen. "Er ist ein Rückhalt."

Neuer kann am freien Wochenende nochmal die Sinne schärfen
Benjamin Henrichs (27) legte noch einen drauf, kritisierte gar die öffentliche Darstellung des Keepers. "Es ist nicht gut, wenn von außen immer Druck kommt und es heißt, die Leistung ist nicht gut", so der Abwehrspieler. "Ohne Manuel Neuer hätten wir zwei oder drei Gegentore mehr kassiert." Denn in der zweiten Hälfte konnte der 38-Jährige erneut seine Klasse gegen Tzolis unter Beweis stellen.
Dennoch ist klar: Für eine erfolgreiche Heim-Europameisterschaft braucht es einen Neuer ohne Blackouts. Denn spätestens in den K.o.-Spielen gegen Größen wie Frankreich, England oder die Niederlande könnten solche Aussetzer zum Turnier-Aus führen. Um nun nochmal die Sinne zu schärfen, hat der Torhüter und der Rest des DFB-Teams das ganze Wochenende frei. Erst am Montag bittet Nagelsmann in Herzogenaurach zur Vorbereitung auf das Eröffnungsspiel gegen Schottland.