Tuchel: Kann das kloppen?

Der Mainzer Coach erinnert viele an Jürgen Klopp. Manager Heidel kann’s begründen: „Er ist auch nicht rasiert, bisschen eloquent und hat so ’nen Charme“.
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MAINZ - Der Mainzer Coach erinnert viele an Jürgen Klopp. Manager Heidel kann’s begründen: „Er ist auch nicht rasiert, bisschen eloquent und hat so ’nen Charme“.

Im Internet ist Thomas Tuchel noch nicht angekommen. Zumindest nicht auf der Homepage seines Arbeitgebers. Dort sind unter der Rubrik Trainer die Herren Kuhnert und Busenkell aufgeführt, der Torwart- und der Konditionstrainer. Den neuen Chef (seit 3. August) haben sie glatt vergessen beim FSV Mainz. Man kann ja nicht an alles denken. Schließlich hat der Aufsteiger Wichtigeres zu tun, zum Beispiel die Klasse zu halten. Das wird schwer genug.

Vollbringen soll das: Thomas Tuchel (35), Schwabe, acht Zweitligaspiele für die Stuttgarter Kickers. Nach verletzungsbedingtem Karriereende: Jugendtrainer beim VfB Stuttgart, FC Augsburg und seit Juni 2008 in Mainz. Gab es je ein unbeschriebeneres Blatt als Chefcoach eines Bundesligisten? Doch die Mainzer Macher um Präsident Harald Strutz und Manager Christian Heidel scheren sich wenig um beschriebene oder unbeschriebene Blätter. Taten sie schon 2001 nicht, als sie den Außenverteidiger Jürgen Klopp zum Chefcoach machten, mitten in der Saison, am Rosenmontag. Ein Glücksgriff, wie man zwei Bundesliga-Aufstiege später weiß.

Die Berufung Tuchels ist ebenfalls kein Scherz. „Bislang überaus positiv", sieht Heidel die Entwicklung des Neulings, „mein Problem ist: Wenn man den Thomas jetzt über den grünen Klee lobt, glauben alle, dass bei Jörn Andersen alles schlecht war. Man muss das abgrenzen. Thomas hat einen prima Einstand bei der Mannschaft gehabt. Er gibt ihr das, was sie braucht, hat ein Gefühl für die Geschichte."

Im Juni vergangenen Jahres stellte die Mainzer Jugendabteilung Tuchel als Wunschkandidaten für den Job des A-Jugend-Trainers vor. Heidel war nach dem halbstündigen Gespräch „beeindruckt". Ein Jahr später waren die Junioren Meister. „In diesem Jahr konnten wir feststellen, dass Tuchel taktisch unglaublich versiert ist“, Heidel, „das war mit ausschlaggebend, warum wir uns für ihn entschieden haben. Als Underdog muss man durch ein starkes Kollektiv die individuellen Stärken der Anderen bekämpfen."

Heidel will zwar kein Loblied singen, aber es geht anscheinend nicht anders: „Er ist sehr konkret. Die Spieler wissen, warum sie etwas auf dem Feld machen sollen. Hinzu kommt, dass Thomas eine sehr menschliche Note hat. Er spricht viel mit ihnen, und auch die Spieler, die nicht spielen, haben das Gefühl, dass sie sich auf ihn verlassen können - nicht nur die Spieler eins bis 15, auch die bis 27. Das ist in Mainz unheimlich wichtig, das Wir-Gefühl. Das ist für uns das einzige Mittel, in der Bundesliga bestehen zu können. Allerdings auch keine Garantie. Wir sind mit Wir-Gefühl mal abgestiegen."

Zwei Jahre ist das her, mit Volksheld Klopp, den es danach Richtung Dortmund zog. Nach dem sperrigen Tuchel-Vorgänger Jörn Andersen werden nun wieder gerne Parallelen gezogen. „Die Vergleiche mit Kloppo werden immer kommen", weiß Heidel, „der ist auch nicht rasiert, ist ein bisschen eloquent, hat so 'nen Charme. Aber das sind zwei grundverschiedene Menschen. Die kennen sich nicht mal." Das wird sich ändern, spätestens im November. Da spielt Tuchel mit Mainz in Dortmund. In der Bundesliga ist er jetzt schon angekommen - egal, was im Internet steht.

Thomas Becker

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