Triumph der Verrückten

Die zwei eigenwilligen Stürmer Antonio Cassano und Mario Balotelli bringen die Squadra Azzura mit ihren Toren zum 2:0 gegen die tapfer kämpfenden Iren doch noch ins Viertelfinale
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Die zwei eigenwilligen Stürmer Antonio Cassano und Mario Balotelli bringen die Squadra Azzura mit ihren Toren zum 2:0 gegen die tapfer kämpfenden Iren ins Viertelfinale

POSEN Seit zehn Jahren ist das Wort „cassanata” fester Bestandteil des italienischen Wortschatzes. Das Wort fängt ungefähr dort an, wo „irre” aufhört, es ist eine Steigerung des Verrückten und kann positiv und negativ konnotiert werden. Was das alles mit Fußball zu tun hat? Nun, „cassanata” wurde ursprünglich erfunden, um all die kleinen die Verrücktheiten von Antonio Cassano auf und neben dem Platz mit einem Wort erklären zu können.

Gestern Abend ist Cassano, mittlerweile 29, in Posen wieder auffällig geworden. Der Stürmer hat die Azzurri mit einer wahren „cassanata” gegen Irland ins Viertelfinale geschossen. Bei einer von Andrea Pirlo gefühlvoll in den Fünfmeterraum getretenen Ecke sprang Cassano, mit viel gutem Willen 1,75 Meter groß, höher als der baumlange irische Verteidiger John O’Shea (1,92 m), beförderte den Ball mit dem Hinterkopf auf die Handschuhe von Irlands Keeper Shay Given, von denen er ins Tor kullerte.

Wegen Aktionen wie dieser verzeihen die Italiener und allen voran Azzurri-Coach Cesare Prandelli Cassano immer wieder seine Eskapaden. Erst am Donnerstag hatte der Milan-Star seinen durch und durch liberalen Coach in arge Erklärungsnot gebracht, als er ein paar schlechte Witze über Schwule machte. „Schwule bei uns in der Mannschaft? Ich hoffe nicht”, hatte Cassano während einer Pressekonferenz gesagt – und damit einen Proteststurm in Italien ausgelöst. Mit seinem Tor gegen die tapfer kämpfenden Iren um Coach Giovanni Trapattoni – in Sachen Eleganz ganz klar ein Vorbild Prandellis – dürfte Cassano sich aber wieder in die Herzen der Italiener geköpft haben. Zumal er auch sonst der auffälligste Spieler war in einer Partie, die über weite Strecken furchtbar zäh vor sich hinplätscherte. „Ich habe gelitten und Freude empfunden. Es war ein sehr schwieriges Spiel. Wir haben gegen eine Mannschaft gespielt, die uns schwer zugesetzt hat“, sagte Prandelli.

Italien, das nach zuvor zwei Unentschieden unbedingt gewinnen musste, um ins Viertelfinale zu kommen, begann äußerst nervös. Prandelli, der für den Fall des Ausscheidens seinen Rücktritt angedeutet hatte, hatte seine Elf zwar in einem offensiven 4-1-3-2 mit Pirlo und Thiago Motta als rochierenden Spielgestaltern aufgestellt, doch erst in der 30. Minute vergab Antonio di Natale die erste nennenswerte Torchance der Italiener, vier Minuten später scheiterte er mit einem Schlenzer, ehe Cassano aus 25 Metern erst knapp am Tor vorbeizielte, um dann die darauffolgende Ecke für seinen großen Auftritt des Abends zu nutzen. Dass kurz vor Schluss dann mit dem eingewechselten Mario Balotelli ausgerechnet jener 21 Jahre alte Stürmer das 2:0 erzielte, den sie in Italien als Bruder im Geiste Cassanos ausgeguckt haben, passte nur zum Abend. Heute haben wir verstanden, dass es über die Qualität hinaus auch Herz braucht“, so Prandelli. Ein paar „cassanate“ schaden aber auch nicht.

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