Trauerarbeit bei Hannover 96
Die Mannschaft von Hannover 96 hat zum ersten Mal nach Robert Enkes Tod wieder zusammen trainiert. Ob sie am Samstag spielt, ist noch unklar.
HANNOVER Der Weg zurück in den Job ist schwer und schmerzvoll.
Schon als die Profis von Hannover 96 am Sonntag zur Trauerfeier für ihren verstorbenen Mitspieler Robert Enke gefahren sind und der Platz des Torwarts im Mannschaftsbus leer geblieben ist, sind die Beklemmungen gekommen.
Für Montag hat sich die Truppe zum ersten gemeinsamen Training nach Enkes Selbstmord verabredet. Fußball, ihr Job, soll sie in die Normalität zurück führen nach dem Schock. Aber was kann sich normal anfühlen für die Spieler, wenn die Wege zum Stadion auch am Montag noch von Tausenden brennenden Kerzen gesäumt sind? Noch immer pilgern trauernde Fans hierher, zünden Lichter an, legen Blumen und Abschiedsbriefe nieder.
Die Profis treffen sich um 13 Uhr im Kabinentrakt der Arena; mit den Klubchefs besprechen sie das weitere Vorgehen. Manager Jörg Schmadtke erklärt, es sei das Beste, wenn 96 am Samstag bei Schalke 04 antritt, so wie es der Bundesliga-Spielplan vorsieht. Business as usual? Zumindest, so gut es geht.
Also gehen die Spieler am Nachmittag auf den Trainingsplatz hinter dem Stadion. Assistenzcoach Dirk Bremser leitet die erste Einheit nach Enkes Tod. Cheftrainer Andreas Bergmann hat einen grippalen Infekt. Wann er wieder auf dem Platz stehen wird, bleibt an diesem Nachmittag so unbeantwortet wie die Frage, ob Schmadtkes Pläne, am Samstag Fußball zu spielen, sich tatsächlich realisieren lassen.
„Wir müssen abwarten, wie die Mannschaft reagiert“, sagt 96-Klubchef Martin Kind am Tag nach der bewegenden Trauerfeier im Stadion. „Es muss ganz ernste Argumente geben, dass wir einen Antrag auf Verlegung stellen.“
Schmadtke findet, die Mannschaft benötige „einen Zielpunkt“. Eine endgültige Entscheidung dürfte am Dienstag, spätestens aber am Mittwoch fallen. Schalkes Trainer und Sportdirektor Felix Magath hat bereits signalisiert, dass sich sein Klub nach den Vorstellungen von Hannover 96 richten werde.
Entscheidend könnte auch sein, wie Florian Fromlowitz reagiert. Der Torwart, 23 Jahre alt, wird den schwierigsten Job haben – er soll anstelle Enkes im 96-Tor stehen. „Er war besonders betroffen“, berichtete Andreas Kuhnt, der Sprecher des Vereins. Fromlowitz ist in der vergangenen Woche nach Hause zu seiner Familie nach Kaiserslautern gefahren, um dort Schutz und Trost zu finden.
Der Pfarrer Heinrich Plochg hat bei der Trauerfeier am Sonntag gesagt: „Die nächsten Tage und die nächsten Spiele werden nicht einfach sein – vor allem für den, der Robert zwischen die Pfosten folgen wird.“ Der Verein hat inzwischen einen „Seelsorger mit psychologischer Ausbildung“ gefunden, sagt Klubchef Kind, „einzelne Spieler haben das auch angenommen.“
Jetzt soll ihnen auch der Fußball helfen.
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