Trapattoni: Ein Kindskopf will seine Bambini ärgern

Giovanni Trapattoni, der frühere Bayern-Coach, tritt mit Irland in seiner Heimat Italien an. Geht es nach ihm, wird das Spiel zu einer Art Abrechnung.
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Spaß beim Training mit seinen Iren: Trainer Giovanni Trapattoni (l.).
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Giovanni Trapattoni, der frühere Bayern-Coach, tritt mit Irland in seiner Heimat Italien an. Geht es nach ihm, wird das Spiel zu einer Art Abrechnung.

BARI Mit 70 Jahren noch Student? Jemandem so etwas an den Kopf zu werfen, ist wenig schmeichelhaft. Doch im Falle von Giovanni Trapattoni darf das als Kompliment verstanden werden.

„Der Erasmus-Student des Fußballs gehört einer Spezies an, die nur ein Exemplar besitzt: ihn!" Das schrieb die italienische Sporttagesbibel „Gazzetta dello Sport“ in einer Eloge zu Trapattonis 70. Geburtstag am 17. März.

Und plötzlich lieben sie ihn in der Heimat, den guten, alten Kindskopf. 70 und kein bisschen leise. Genau das ist Trap, der Worterfinder („Flasche leer!“).

„Im Kopf bin ich immer noch jung, ich bin fit und habe noch große Lust an meiner Arbeit und dem Fußball“, meinte der Ex-Bayern-Coach (1994/95 und 1996 bis 1998). Das nimmt man ihm ab, sein Alter nicht. „Quatsch, du bist keine 70“, lobhudelte die Gazzetta weiter, „mit dir fühlen wir uns alle wie Kinder.“

So werden alle Bambini am Mittwochabend vor dem Fernseher sitzen, wenn Giovanni Trapattoni Gast in seiner Heimat ist. Gast und Möchtegern-Dieb. Punkte will er entführen aus Bari. Dort trifft Italien in der WM-Qualifikation auf Irland, auf „Trap's Army“, wie die Mannschaft genannt wird. Und nun, als Besucher, wird Trapattoni daheim gefeiert. „Komm bitte bald zurück, Mister Trap!“, hieß es in den italienischen Medien, „deine heitere Aura fehlt uns im hysterischen Calcio.“

"Ein komischer Moment, in meiner Heimat als Gegner anzutreten"

So schnell kann's gehen. Als „c.t.“ wie die Italiener sagen, als "Commissario technico", betreute er die Squadra Azzurra bei der WM in Japan und Südkorea und auch bei der EM 2004 in Portugal - das WM-Aus kam im Achtelfinale und zwei Jahre später gar in der Vorrunde. Ödes, antiquiertes Defensiv-Denken wurde ihm vorgehalten, stures Verhalten im Umgang mit den Spielern.

Ihm folgte Marcello Lippi, der Zigarre rauchende, angelnde Lebe-Coach. Auch ein Taktiker, gewiss, aber eben eine Spur lässiger. Und deutlich erfolgreicher. Der Trap-Nachfolger wurde 2006 Weltmeister. Am Mittwoch treffen sie aufeinander. „Wie ich Giovanni kenne, wird er alles dafür tun, um uns einen Streich zu spielen“, sagte Lippi.

Oh ja, das wird Trap sicher. Es hat ihn gekränkt, dass er erst jetzt, nach den Auslandsstationen Benfica Lissabon und bei den Red Bulls in Salzburg, so richtig geschätzt wird für das, was er tut. Und er hat seinen Stolz. Das Spiel in Bari – gegen sein Land, gegen einen Trainer, der seinen ehemaligen Job ausübt – ist eine Partitissima, eine Partie der Marke Flasche voll. „Ich halte es für einen Glücksfall, gegen Italien anzutreten“, sagte Trapattoni in einem Interview mit „Fifa.com“ und meinte: „Es wird ein komischer Moment, in meiner Heimat als Gegner anzutreten.“

Der Moment der Nationalhymnen werde sehr emotional für ihn, so glaubt er. „Vielleicht haben es einige nach meiner langen Arbeit im Ausland vergessen: Ich bin immer noch Italiener.“ Erstens, will heißen: Es gibt mich noch. Zweitens: „Ich liebe meine Heimat und habe in meiner Karriere viele Schlachten gewonnen. Mich erreichten einige gute Angebote aus Italien, aber dort werde ich nie wieder arbeiten.“

Er hat fertig. Und mit Italien abgeschlossen.

Zuletzt gab es für Irland ein 1:1 gegen Bulgarien. Trap strebt den zweiten Platz der Gruppe 8 und damit die Qualifikationsspiele zur WM an, außer es gelingt der große Coup am Mittwoch. „Wir haben immer wiederholt, dass wir Italien nicht fürchten, und am Mittwoch werden wir das beweisen.“ Eine Kampfansage, als wäre er schon Ire. Er kann es anders formulieren, wenn es um Überraschungen geht: „Der Ball ist nicht immer rund, manchmal ist in ihm ein Hase versteckt.“ Claro!

Patrick Strasser

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