Totti: Der König mit dem Löffelchen

Francesco Totti, der Römer aus Rom, spielt seit 21 Jahren bei den Gelb-Roten. Gegen die Bayern will er „das Licht bald endlich einschalten“.
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„Romano de Roma“, ein Römer aus Rom: Francesco Totti, Kapitän und Legende der Roma, ein Typ mit speziellem Humor, der gerne viel Wind macht.
firo/Augenklick „Romano de Roma“, ein Römer aus Rom: Francesco Totti, Kapitän und Legende der Roma, ein Typ mit speziellem Humor, der gerne viel Wind macht.

Francesco Totti, der Römer aus Rom, spielt seit 21 Jahren bei den Gelb-Roten. Gegen die Bayern will er „das Licht bald endlich einschalten“.

MÜNCHEN Am Samstag erst hat Francesco Totti mal wieder eine Kostprobe seines besonderen Humors abgegeben. 1:5 hatten er und seine Roma gerade in Cagliari verloren. Selbst für einen Klub, dessen Launen legendär sind, eine Blamage, zumal es am Mittwoch (20.45 Uhr, Sat.1 und Sky live) in der Champions League gegen Bayern geht. Und wie reagierte Totti? „Wir sind besser als zum gleichen Zeitpunkt letzte Saison“, sagte er. Staubtrocken. Schließlich hatte man im Vorjahr die ersten beiden Spiele verloren, heuer immerhin am ersten Spieltag ein schmeichelhaftes 0:0 gegen den Aufsteiger Cesena herausgeholt. „Wir sollten das Licht aber bald endlich einschalten bei uns“, sagte Totti noch.

Wer weiß, ob Totti es ohne diesen Sinn für Humor ein ganzes Leben ausgehalten hätte bei diesem Klub. Am 27. September wird er 34, und 21 Jahre davon verbrachte er bei den Giallorossi, den Gelb-Roten. Es gibt nicht wenige, die der Meinung sind, dass Totti die Roma ist. Andersrum funktioniert das natürlich auch. Beileibe ist er nicht der einzige Star dieser Mannschaft, aber der einzige, der diesem so hochverschuldeten Klub, in dem längst eine Bank das Sagen hat, eine Identität gegeben hat.

Er ist der Rekordspieler, der Mann der Kurve, ein Mittelfeldspieler, der am liebsten stürmt und auch im Alter auf unermüdlich Haken schlägt und Gegner mit Beinschüssen düpiert. 192 Tore erzielte er in 442 Spielen in der Serie A, gewann eine Meisterschaft und vier Pokale. Seine Spezialität ist die „cucchiaiata“, das Löffelchen, seine Art, die Bälle am liebsten ins Tor zu lupfen. Sein Spiel ist an guten Tagen die große Oper. Auch wenn die guten Tage, zugegeben, auch für ihn seltener geworden sind.

Totti ist ein „Romano de Roma“, ein Römer aus Rom. In der Stadt nennen sie ihn auch den achten König, nach Romulus und den sechs anderen. Darunter macht auch Totti es nicht. Das Kapitänsamt, natürlich im römischen Dialekt ausgesprochen, trägt er wie andere einen Doktortitel vor sich her. „Er Capitano" Totti, der mit Mühe den Mittelschulabschluss gemacht hat, sprach schon vor dem Parlament und schrieb nebenbei zwei Bücher. Bücher mit Witzen. Witze über sich selbst. Einer der bekannteren geht so: Ein Geist meint, Totti hätte einen Wunsch frei. „Lazio soll in die vierte Liga“, wünscht er sich. Der Geist erschrickt, hält das für schwierig. Totti ist einsichtig. „Dann möchte ich ein richtig kluger Kerl werden.“ Der Geist erschrickt noch mehr: „Geht auch die dritte Liga?“

Klar, dass einem mit so viel Selbstironie auch die Ausfälle verziehen werden. Und davon gab es reichlich: Beim Pokalfinale 2010 versetzte er dem damaligen Inter-Jungstar Mario Balotelli einen brutalen Tritt ins Schienbein. Er nannte es eine pädagogische Maßnahme. Balotelli hatte ihm auf den Platz ein Mal zu viel gefoppt. 2004 zeigte er sich wenigstens einsichtig: Beim ersten Spiel der EM in Portugal, hatte er dem Dänen Christian Poulsen ins Gesicht gespuckt. Totti wurde für drei Spiele gesperrt, Italien schied in der Vorrunde aus. Totti tat Buße, schrieb einen Brief an die Madonna der Göttlichen Liebe, ließ sein Spucker-Trikot von einem Priester zu einer Kapelle tragen. Dort hing es dann, als Mahnung.

Filippo Cataldo

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