Totalschaden zum Quali-Start: Deutschland blamiert sich in der Slowakei

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Ob man sich in 280 Tagen, wenn im mexikanischen Azteca der Anpfiff zur bislang größten WM der Fußballgeschichte ertönen wird noch an dieses erste WM-Qualifikationsspiel der DFB-Elf erinnern wird? Ob man diese ständig mäandernde 4-2-3-1-Formation noch öfter sehen wird? Wer weiß. Zumindest das Ergebnis dieses ersten WM-Qualifikationsmatches gegen die Slowakei wird unangetastet in die Statistik wandern: 0:2. Pardauz.
Nagelsmann mit Wunsch vor Spiel: "Hoffe, dass es für mich..."
Vor dem Spiel hatte Bundestrainer Julian Nagelsmann noch einen frommen Wunsch geäußert: "Ich hoffe, dass es für mich einigermaßen ruhig wird. Das würde heißen, dass wir sehr viel wegverteidigen. Ich erwarte einen kämpferisches Spiel, in dem wir auf jeden Fall dagegenhalten müssen, um unser Spiel auf den Platz zu bringen."
Mit Letzterem sollte er Recht behalten. Aber dass sich seine quasi schon auf WM-Kurs befindliche Truppe von der Nummer 50 der Weltrangliste derart in die Defensive drängen lassen würde, das hatte Nagelsmann sich wohl nicht träumen lassen.
Nagelsmann bringt sechs Neue in der Startformation
Dass es an diesem Abend kein Remis geben würde, war fast klar. Schließlich hatte es noch nie eines gegeben, wenn diese Teams aufeinander trafen. Vor dem Match war das elf Mal der Fall – acht Mal hieß der Sieger Deutschland, drei Mal Slowakei. Das letzte Spiel in der Slowakei gewann man im Oktober 2006 mit 4:1: zwei Treffer von Lukas Podolski und je einer von Michael Ballack und Bastian Schweinsteiger, der nun auch wieder auf dem Rasen stand, allerdings am Spielfeldrand und im Anzug. Das letzte Duell datiert von Juni 2016, als die DFB-Auswahl das EM-Achtelfinale 3:0 gewann.
Beim ersten Länderspiel – einem 2:0-Heimsieg der Slowaken vier Tage vor Beginn des Zweiten Weltkriegs - hatte ein gewisser Max Merkel sein Debüt im Nationaldress gegeben. Vier weitere Spiele während des Kriegs folgten, bis die Slowakei erstmal aufhörte zu existieren, bis 1993.
Neue Gesichter in Formation
Knapp drei Monate nach dem 0:2 im Spiel um Platz drei in der Nations League gegen Frankreich standen nun sechs neue Gesichter in der DFB-Anfangsformation: Anstelle von ter Stegen (Rückenverletzung), Koch, Raum, Groß, Adeyemi (alle Bank) und dem an der Wade verletzten Füllkrug begannen Baumann, Debütant Collins, Rüdiger, Mittelstädt, Stiller und Gnabry. Und sie begannen nicht gut, allesamt. Ließen sich von den geradezu ungestüm angefeuerten Gastgebern in dem 15.000-Zuschauer-Hexenkessel gleich das Heft aus der Hand nehmen. Klar stand hier eine Mannschaft auf dem Platz, die sich noch finden musste, doch dazu ließen die Slowaken den Gästen keine Zeit, warum auch?
Deutschland defensiv extrem anfällig
Vor allem in der Defensive brannte es gleich lichterloh. Die Innenverteidigung wirkte reichlich indisponiert, und auch auf den Außenbahnen sah es keinen Deut besser aus. Debütant Collins war hinten rechts gegen den schnellen Linksaußen Leo Sauer regelrecht überfordert. Ein ums andere Mal rannte ihm der Slowake einfach davon. Zur Halbzeit erlöste Nagelsmann den Frankfurter, schickte Mittelstädt an seine Stele und David Raum nach hinten links.
Doch da stand es schon 0:1. Spielmacher Florian Wirtz hatte vorn den Ball verloren und sich in eine Diskussion verzettelt, als auf der anderen Seite schon längst die Post abging, über links, wie immer. David Hancko traf gegen die tiefschlafende DFB-Defensive zum 1:0 (42.). Ein Weckruf? Mitnichten. Auch nach dem Wechsel das gleiche Bild: wild entschlossene Gastgeber, irritierte Gäste: Wir wollten doch Weltmeister werden, oder?
Auf die DFB-Elf wartet jede Menge Arbeit
Derweil machten die Slowaken einfach weiter: David Strelec, ein Mann vom FC Middlesbrough, dribbelte Rüdiger schwindelig und schlenzte in Minute 56 maximal sehenswert zum 2:0 ins Kreuzeck. "Was erlaube Slowakei?", hätte Trapattoni gefragt. Nagelsmann reagierte, brachte drei Minuten später Nadiem Amiri für Stiller und wenig später auch noch Karim Adeyemi für Gnabry. Effekt? Null.
Fazit: So wird das nix mit der WM, liebe Nationalmannschaft. Es gibt viel zu tun. Richtig viel sogar.