Torriecher gesucht: Nicht nur Cristiano Ronaldo steckt in der Krise
Lissabon - Zwei Minütchen haben Portugal letztlich gefehlt zum Einzug in das Final Four der Nations League. Doch dann köpfte Nico Williams quer und Álvaro Morata traf zu Spaniens Siegtor. Spanien überholte im Prestigeduell den Rivalen in Gruppe 2 noch und feierte. Portugals Stimmung – ein schwermütiges Fado-Lied.
"Ich habe offensichtlich eine traurige Umkleidekabine vorgefunden", sagte Mittelfeldspieler João Mário: "Das Ziel war, im Finale dabei zu sein. Es war eine gute Gelegenheit, dieses Spanien zu schlagen."
Portugal, Europameister von 2016, ist der nächste europäische Gigant nach Deutschland, England und Frankreich, der knapp zwei Monate vor der Fußball-WM in Katar gleich einige Baustellen offenbarte. Und auch Spanien hat – trotz des Sieges – in einer fahrigen Partie noch einige Arbeit vor sich, ehe das Wüsten-Turnier anfängt.
Superstar Ronaldo im Formtief
Portugals Nationaltrainer Fernando Santos, der stark in der Kritik steht und nach der Pleite auf seinen Vertrag bis 2024 verwies, sagte: "Wir haben ab der 60. Minute Schwierigkeiten bekommen. Es gibt Dinge zu verbessern, damit wir bei der WM in Topform sind."
Dazu gehört auch speziell die Formkurve des großen Stars des Landes und des Weltfußballs: Cristiano Ronaldo.
Der 37-Jährige hat in zehn Partien in dieser Saison für Manchester United und das Nationalteam erst ein Tor erzielt. Er hatte gegen Spanien in der 90. Minute sogar noch die Chance auf den Ausgleich, auf das nötige Pünktchen. CR7 scheiterte aber an Torhüter Unai Simón, so wie er auch zuvor schon ungewohnterweise zwei Großchance hatte verstreichen lassen.
Wie geht es mit CR7 weiter?
Nach dem Schlusspfiff pfefferte er seine Kapitänsbinde auf den Rasen des Stadions in Braga. Das war nicht das erste Mal in seiner Nationalelf-Karriere, dass er so seinem Frust Ausdruck gab – auch etwa beim EM-Aus 2021 in Sevilla gegen Belgien. Dennoch bleiben Fragen, wie es mit Portugal, und wie es mit Ronaldo, dem alternden Star in der Auswahl, weitergeht.
Ist Ronaldos Zeit als erste Offensiv-Option in der portugiesischen Auswahl vorbei? Rafael Leão (23) drängt nach. Für die AC Milan hat der in der italienischen Seria A in dieser Spielzeit schon dreimal getroffen. Er gilt als großes Versprechen.
Doch geht es nach Mitspieler Bruno Fernandes, hat die Glocke für Ronaldo noch längst nicht geschlagen. Laut dem Blatt "O Jogo" sagte er: "Seine Enttäuschung ist normal, er will gewinnen und Tore schießen. Man braucht keine Seifenoper um ihn herum zu machen. Er hat getan, was er tun musste, die Tore werden ganz natürlich kommen."
Bruno Fernandes fügte mit Blick auf Ronaldo hinzu, das sei so eine Phase. Mit Toren käme die Sicherheit zurück. "Wir dürfen nicht vergessen, dass er der beste Torschütze im Nationaltrikot ist, nicht nur für unsere." Auch, wenn der Motor gerade stottert...