Todes-Drama: Teenager (13) stirbt bei Motorrad-Rennen
US-Talent Peter Lenz wird in Indianapolis überrollt. Seine Familie schreibt: „Wir wissen, dass Peter im Himmel umso schneller fahren wird“.
INDIANAPOLIS Auf seiner Facebook-Seite sind noch die Fotos vom Wochenende zu sehen. Peter Lenz, schmal, kurze blonde Haare, steht da hinter einem weiß-rot-lackiertem Motorrad, und schaut den Mechanikern bei der Arbeit zu. Peter Lenz trägt noch seinen Rennanzug, die Mechaniker kümmern sich um seine Maschine.
Die nächste Nachricht auf seinem Facebook-Profil erschien keine fünf Stunden, nachdem dieses Foto hochgeladen wurde. Sie stammt von Peters Vater Michael: „Peter Lenz ist heute gestorben. Er erlag seinen schweren Verletzungen, die er sich bei einem Unfall heute in der Aufwärmrunde in Indy zugezogen hat. Er starb bei dem, was er am liebsten tat. Die Welt hat eines ihrer hellsten Lichter verloren. Wir vermissen dich, Kleiner.“
Peter Lenz war Motorrad-Rennfahrer. Er wurde nur 13 Jahre alt.
In der Aufwärmrunde eines Vorrennens zu den WM-Läufen auf der legendären Rennstrecke von Indianapolis war Lenz gestürzt und von einem nachfolgenden Piloten überfahren worden. Drei Stunden später erlag Peter im Krankenhaus seinen Verletzungen. Er starb nach Aussage des Gerichtsmediziners an einem stumpfen Trauma.
Lenz, der als größtes US-Talent seit langem galt, seit zwei Jahren schon Lizenzfahrer der US-Motorradvereinigung war, und in seiner kurzen Karriere 125 Rennen gewann, hatte keine Chance. Mit der durch die extreme Hitze holprig gewordenen Strecke in Indianapolis hatten nach seinem tragischen Tod auch die besten Motorradfahrer der Welt arg zu kämpfen. MotoGP-Weltmeister Valentino Rossi wurde am Wochenende insgesamt viermal vom Motorrad geholt, das Moto2-Rennen musste nach einem Massensturz, in den auch der Zahlinger Stefan Bradl verwickelt war, nach der ersten Runde zunächst abgebrochen werden.
Lenz’ Tod löste in der Motorrad-Szene große Trauer aus. Eine große Erschütterung aber nicht. MotoGP-Fahrer Colin Edwards meinte: „Ich bin mit ganzem Herzen für Peter gefahren. Ich habe einst selbst einen Teamkollegen verloren. Er war mein bester Freund.“ Und Ex-Weltmeister Nicky Hayden sagte: „Es ist schrecklich, aber letztlich ist das unser Sport. Wir treffen die Wahl.“
Tatsächlich gehören Unfälle in der Szene zur Tagesordnung. Motorsport ist gefährlich, der Motorradsport wegen fehlender Knautschzonen und höherer Geschwindigkeiten schon in niedrigen Klassen noch weit gefährlicher als das Kartfahren. Auch rennfahrende Kinder wie Lenz sind keine Seltenheit. Die jüngsten WM-Starter in der 125 ccm-Klasse sind gerade mal 15 Jahre alt. Der Australier Casey Stoner wurde mit 15 einst sogar Weltmeister.
Auch Lenz kannte die Gefahren. Ende Mai 2009 stürzte er bei einem Rennen schwer. Die Bremsen seiner Maschine versagten, er brach sich mehrere Knochen in Beinen und Armen. Ans Aufhören dachte er nicht. Damals sagte er: „Der Speed ist phänomenal, manchmal bin ich schon ein bisschen nervös. Aber ich gebe einfach Gas und denke nicht darüber nach. Ich kann ohne Motorradrennen nicht leben.“
Und so raste er weiter. Mit 13 schon ebenso süchtig nach Adrenalin wie Valentino Rossi oder Jorge Lorenzo. Für Lenz' Familie wird der kleiner Peter nie aufhören, ein Rennfahrer zu sein. „Wir wissen, dass Peter im Himmel umso schneller fahren wird“, teilte sie in einer Pressemitteilung mit.
Wahrscheinlich darf man es anders nicht sehen in einem Sport, in dem Kinder um die Wette rasen. „So etwas ist tragisch, kann aber auch bei anderen Sportarten passieren“, sagt Jakob Folger nur, als die AZ ihn gestern am Telefon mit Lenz’ Tod konfrontierte. Der Schwindegger ist der Vater von Motorradfahrer Jonas Folger, der in der 125ccm-Klasse in der WM fährt. Auch Jonas Folger konnte gerade richtig laufen, als er zum ersten Mal auf einer Mini-MotoCross saß. Noch nicht mal zwölf, ging Jonas dann nach Spanien. Alleine. In der berüchtigten Academy bekam er seine endgültige Motorradfahrer-Ausbildung. Vier Tage nach seinem 15. Geburtstag machte Folger sein erstes WM-Rennen. Jetzt ist er 17, in Indianapolis fuhr er am Sonntag mit seiner Aprilia auf Rang neun, in der WM liegt er sieben Rennen vor Saisonende auf Rang zwölf. Jakob Folger ist stolz auf seinen Sohn, die Gefahren des Sports blendet er lieber aus.
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