Stevens hat ausgeknurrt

Schalke feuert Stevens: "Irgendetwas zwischen Mannschaft und Trainer hat nicht mehr gestimmt." Jetzt übernimmt ein Ex-Löwe - mit Jobgarantie bis Saisonende.
von  Abendzeitung

Der FC Schalke 04 trennt sich von Huub Stevens. "Irgendetwas zwischen Mannschaft und Trainer hat nicht mehr gestimmt." Jetzt übernimmt Ex-Löwe Jens Keller – und bekommt eine Jobgarantie bis Saisonende.

Gelsenkirchen - Als Jens Keller um 10.13 Uhr mit einem "Guten Morgen" den Trainingsplatz betrat, war die zweite Amtszeit von "Jahrhunderttrainer" Huub Stevens beim FC Schalke 04 nach 446 Tagen beendet.

Nach einer langen Nacht mit vielen Diskussionen hatten sich die Königsblauen am Sonntagmorgen vom 59-jährigen Niederländer getrennt. Nur zwei Punkte aus sechs Liga-Spielen und der Absturz auf den siebten Tabellenplatz kosteten Stevens den Job, nach dem 1:3 gegen den SC Freiburg handelten die Klubbosse schnell.

Nachfolger Keller, bislang Coach der U17, betreut die Gelsenkirchener nicht nur im DFB-Pokal-Achtelfinale am Dienstag (19 Uhr/Sky) gegen Mainz. "Es ist ganz klar definiert, dass er bis zum Saisonende die Verantwortung trägt", sagte Sportvorstand Horst Heldt: "Wir denken und arbeiten jetzt erst mal kurzfristig."

Der 42-jährige Keller, 2010 für zwei Monate beim VfB Stuttgart Interimstrainer und von 1992-95 als Spieler bei 1860, war vor der Saison von Heldt nach Schalke geholt worden. Die beiden kennen sich aus der gemeinsamen Zeit bei den Schwaben.

Kurios: Als der Stevens-Nachfolger am Sonntagmorgen sein erstes Training mit den Profis leitete, spielten seine B-Junioren auf dem Platz nebenan gegen RW Essen. Auf dem Weg dorthin klatschte er jeden ab.

Die Trennung von Stevens kam nicht überraschend. "Wir haben viel zu wenig Punkte geholt und sind komplett hinter unseren Erwartungen geblieben. Deshalb mussten wir handeln", sagte Heldt, der noch am Samstagabend mit dem Vorstand und dem Aufsichtsratschef Clemens Tönnies konferierte. Am Abend nahm Heldt noch Kontakt zu Keller auf, der stimmte zu.

Am Morgen folgte das Gespräch mit Stevens. "Er hatte sich selbst in der Nacht Gedanken gemacht, was das Sinnvollste ist", berichtete der Manager: "Wir sind mit der Feststellung auseinandergegangen, dass es das Richtige ist, diese Entscheidung zu treffen."

Tönnies erklärte im "Sport1-Doppelpass": "Irgendetwas zwischen Mannschaft und dem Trainer oder in den Köpfen der Spieler hat nicht mehr gestimmt." Nach dem besten Saisonstart seit 41 Jahren "kam irgendein Ereignis, das den Hebel umgelegt hat". Nach dem 0:2 am 17. November bei Bayer Leverkusen sei die Mannschaft "nicht mehr dieselbe" gewesen.

Stevens habe den Eindruck erweckt, dass er die Mannschaft nicht mehr ganz erreiche, berichtete Tönnies.

Direkt nach dem sechsten Spiel in Folge ohne Sieg hatte der Niederländer, der am 27. September 2011 für den an einem Burnout erkrankten Ralf Rangnick eingesprungen war, gesagt: "Ich will meinen Vertrag erfüllen. Wenn ich spüre, dass ich nicht mehr bei den Spielern ankomme, ist es etwas anderes. Aber dieses Gefühl habe ich nicht."

Damit blieb es für Stevens bei 99 Bundesligasiegen mit den Königsblauen. Seit dem 2:1 gegen Bremen am 10. November hatte er sechsmal vergeblich Anlauf auf Nummer 100 genommen. Wie bitter der erneute Abschied für den "Knurrer von Kerkrade" war, deutete er an: "Ich habe hier wieder angefangen, weil ich ein bisschen Fan des Vereins bin."

In seiner ersten Amtszeit von 1996 bis 2002 hatte Stevens die Schalker nicht nur zum Uefa-Cup-Triumph 1997, sondern auch zu zwei DFB-Pokalsiegen geführt.

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