Stanislawski kommt ins Schwimmen

Auf dem Kiez wurde er zum Kult-Trainer, beim Retortenklub Hoffenheim verliert er nach ein paar Monaten die Lust, attackiert seine Spieler – und sich selbst. Kritik von Edel-Fan Franzi van Almsick
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HOFFENHEIM Frostig war’s in Sinsheim. Temperaturen und Stimmung im Keller, weit unter Null. Die tatsächliche Kälte überspielte Hoffenheims Trainer Holger Stanislawski nach dem für die Gastgeber enttäuschenden 2:2 gegen den FC Augsburg mit: „Richtig tolles Fußballwetter. Ich habe nicht gefroren.”

Seine Mannschaft hatte den Ex-Paulianer richtig in Wallung gebracht. Wieder kein Sieg, das fünfte Heimremis in Serie – nach Schlusspfiff verharrte Stanislawski demonstrativ regungslos auf der Trainerbank. Wohl um sich zu sammeln für seinen anschließenden medialen Rundumschlag. Auszüge aus dem Interview bei „Sky”: „Teilweise hatten wir ein Zweikampfverhalten wie im Amateurfußball in der untersten Klasse. Damit tue ich wahrscheinlich keinem Amateurspieler recht.”

Das saß schon mal und speist sich wohl auch aus dem Frust über die Transferpolitik seines Vereins. In der Winterpause hatten Ibisevic (zu Stuttgart) und Obasi (Schalke) die Kraichgauer verlassen, adäquaten Ersatz bekam der Trainer nicht. Obasi rief Stanislawski noch hinterher, der Nigerianer habe „einfach keinen Bock mehr” gehabt. Doch warum? Nur wegen des Schalker Angebots? Und warum bringt die Stani-Truppe nicht das, was der Trainer verlangt? „Der eine oder andere Spieler zeigt keine Bereitschaft, sich an taktische Dinge, an taktische Disziplin zu halten, gegen den Ball zu arbeiten, überhaupt nach hinten was zu tun. Dafür trage ich die Verantwortung. Dementsprechend fängt man als Trainer an, sich darüber Gedanken zu machen.” Um seinen Job? Redet sich Stanislawski weg aus Hoffenheim?
Denn die Dinge, die er öffentlich anprangert, hat er als Coach zu verantworten, etwa: „Wir haben in allen Bereichen Defizite im Moment: Körpersprache, taktische Disziplin. Da kann man den Spaß am Fußball verlieren – auch als Trainer", schimpfte er bei „LIGA total!”. Zu Saisonbeginn war die St. Pauli-Legende verpflichtet worden, um einer Zauber-Truppe mehr Biss zu verleihen – nun wirkt der zusammengewürfelte Kader noch lebloser. Gegen Augsburg kamen gerade mal 22500 Fans, Minusrekord für die Rhein-Neckar-Arena.

Und die Perspektive? „Abstiegskampf, ganz klar”, schnodderte Stanislawski, „und mit der Leistung wird es am Mittwoch im DFB-Pokal nicht reichen.” Eine Heimpleite gegen Greuther Fürth könnte seinen vorzeitigen Abschied einläuten. Auch Edel-Fan Franziska van Almsick, befreundet mit Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp, sagte nach dem 2:2 am Samstag: „Er ist schon sympathisch, aber ob er der richtige Trainer ist, muss sich noch zeigen.” Und weiter: „Das sieht im Moment nicht so toll aus. Hoffenheim steht zwar im Mittelfeld der Tabelle, aber auf dem Platz sieht es oft nicht gut aus.”

Stanislawski will nicht zurücktreten, das Klima in Hoffenheim jedoch ist nicht nur unterkühlt, es ist eisig.

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