Stadionverbot? Beckenbauer lenkt ein
München - Der Franz, die Lichtgestalt, der Fußball-Kaiser, beugt sich der Fifa. Der 68-Jährige, der am Freitag vom Weltverband für 90 Tage wegen des "Verdachts eines mutmaßlichen Verstoßes" provisorisch gesperrt worden war, kriecht zu Kreuze. Der Weltmeister von 1974 (Spieler) und 1990 (Trainer) will keine unerwünschte Person des internationalen Fußballs sein. Der 68-Jährige, der anfangs noch "an einen Aprilscherz" dachte, hat kapiert, dass er die Affäre nicht "wegfranzeln" kann.
"Beckenbauer kann an keiner Fußballaktivität teilnehmen. Das schließt Dinge ein, wie eine Einladung zum Besuch eines Fußballspiels oder den privaten Besuch einer jeglichen Partie", hatte Alan Sullivan, Chef der FIFA-Ethikkommission gesagt. Ausgenommen davon wäre aber seine Tätigkeit als WM-Experte in einem TV-Studio in München. Er werde alle Frage bin zum 27. Juni beantworten, verkündete Beckenbauers Management nun. Damit liegt "für unser Verständnis kein Verdacht für einen mutmaßlichen Verstoß gegen das Ethikreglement mehr vor, sodass wir davon ausgehen, dass die provisorische Sanktion gegen ihn umgehend aufgehoben wird".
Was war passiert? Chefermittler Michael J. Garcia hatte im Zuge einer Untersuchung um Bestechung bei der Vergabe der WM 2002 an Katar, einen Fragenkatalog geschickt. Beckenbauer sagt, dass ihm die im "Juristen-Englisch" zugestellt wurden, er um eine Beantwortung in Deutsch gebeten hätte, dies sei verweigert worden. "Dann eben nicht", habe er gedacht. Die Fifa trägt vor, Beckenbauer habe die Fragen auch in Deutsch erhalten.
Warum muss Beckenbauer, der sich aus der FIFA zurückgezogen hat, antworten? Weil er bei der Abstimmung 2010 dabei war. Im Ethikcode steht: "Diesem Reglement unterstellte Personen sind verpflichtet, auf Anordnung der Kommission zur Aufklärung beizutragen."
Wird die Sperre umgehend aufgehoben? Damit ist nicht zu rechnen. Erst nach einer – für die Fifa zufriedenstellenden – Beantwortung der Fragen.
Wird Beckenbauer wie geplant zur WM reisen? Eigentlich wollte er zu den Halbfinals kommen. Dann wollte er den Trip canceln, "weil er sich nicht willkommen" fühlte, jetzt wird er die neueren Entwicklungen abwarten.
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