Spitzenschiedsrichter Brych: "Alles zu sehen, ist unmöglich"

Der Fußball wird schneller und schneller. Alles zu sehen, sei unmöglich, sagt Schiedsrichter Felix Brych. Wichtig sind eine gute Vorbereitung und Erfolgsfaktoren, die man nicht auf Anhieb sieht.
dpa |
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Schiedsrichter Felix Brych zeigt einen Foulelfmeter an.
Schiedsrichter Felix Brych zeigt einen Foulelfmeter an. © David Inderlied/dpa/Archivbild
München

Spitzenschiedsrichter Felix Brych sieht im immer schnelleren Profi-Business gestiegene Anforderungen an die Unparteiischen. "Im heutigen Hochgeschwindigkeitsfußball ist es unmöglich, alles zu sehen. Meine größten Entscheidungen habe ich in die Zweifel reingepfiffen", sagte der frühere Weltschiedsrichter der Deutschen Presse-Agentur. "Manche Dinge muss man fühlen und anhand anderer Parameter oder Indizien entscheiden. Je besser die Vorbereitung war, desto besser war mein Gefühl für die Situationen."

Über sein Leben als Schiedsrichter berichtet der promovierte Jurist in seinem Buch "Aus kurzer Distanz", das an diesem Donnerstag erscheint. "Wir treffen etwa 220 Entscheidungen pro Spiel. Wenn ich das alles nur abarbeite, werde ich es nicht schaffen. Und längst nicht alle Entscheidungen sind 100:0, denn es gibt auch Entscheidungen im Graubereich. Die Mannschaften müssen das Gefühl haben, dass ich sie gleich behandele", sagte der Münchner. Seit 2004 leitet er Bundesliga-Spiele - und das plant er auch für die neue Saison. International ist der mehrmalige EM- und WM-Schiedsrichter nicht mehr im Einsatz.

Ein besonderes Gewicht misst Brych der Spielvorbereitung bei. Dazu sind es viele kleine Dinge, die abseits des Regelwerks über Erfolg und Misserfolg der Unparteiischen entscheiden können. "Ein Schiedsrichter gewinnt die Spiele mit den Dingen, die man nicht sieht. Der erste Moment im Kabinengang ist ganz wichtig, wie man dasteht, wie man den Spielern gegenübertritt", schilderte der 47-Jährige. "Die Entscheidungen müssen sowieso stimmen. Aber die ganz großen Spiele gewinnt man mit den Dingen, die man nicht sieht."

Die Ausbildung für Schiedsrichter in Deutschland bewertet Brych als gut. Doch die alleine reiche nicht für alles. "Wenn man als Individualsportler, und so sehe ich den Schiedsrichter, ein besonderes Niveau erreichen möchte, muss man mehr machen als das Alltägliche", sagte Brych. "Ich nehme gerne Rodel-Olympiasieger Georg Hackl als Beispiel. Der hat auch Nacht für Nacht an dem Schlitten herumgetüftelt, um die entscheidenden Zehntel rauszuholen."

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