Spanien will Frankreich-Fluch besiegen
Vier Fußball-Schwergewichte wollen den Einzug ins EM-Halbfinale schaffen. Zwei bleiben auf der Strecke. Die Duelle Spanien gegen Frankreich und England gegen Italien versprechen einiges. Spanien muss sich für das Titeltriple steigern. Italien blickt auf Balotelli.
Donezk – Was für ein Fußball-Wochenende: Innerhalb von nur 24 Stunden müssen die Topteams Spanien, Frankreich, Italien und England Farbe bekennen – sonst ist der ersehnte EM-Triumph passé. Zwei Fußball-Schwergewichte müssen in jedem Fall früh die Heimreise antreten. Auf dem Weg zum historischen Titel-Triple wollen die Kombinationskünstler aus Spanien endlich ihren Frankreich-Fluch besiegen.
Während die Équipe Tricolore vor dem Viertelfinale am Samstag (20.45 Uhr/ARD) in Donezk verzweifelt neue Kraft aus dem Kabinenzoff beschwört, setzt der Titelverteidiger auf das Ende einer schwarzen Serie. Noch nie gelang den schier unaufhaltsamen Iberern auf der großen Fußball-Bühne ein Sieg über den Angstgegner. „Ich hoffe, dass diese Pechsträhne dann vorbei ist“, sagte Coach Vicente del Bosque vor dem Nachbarschaftsduell.
Beim zweiten Fußball-Gipfel am Sonntag (20.45 Uhr/ARD) zwischen Italien und England blicken gleich beide Teams auf Sturm-Exzentriker Mario Balotelli. Die Azzurri hoffen auf die Explosivität ihres Angreifers. England spekuliert auch auf den Heißsporn Balotelli, der sich durch sein Temperament immer wieder selbst im Weg steht. Englands Presse hat sich auf den elfmaligen Nationalspieler schon eingeschossen.
Der Druck ist riesig. Das Ausraster-Risiko ist hoch. Aber Trainer Cesare Prandelli braucht den bulligen Sturmhünen gegen die robuste englische Abwehr um City-Teamkollege Joleon Lescott, der den Italiener stoppen soll. Sturmpartner Antonio Cassano und Balotelli-Alternative Antonio Di Natale sind quirlig, aber klein. Vor dem viermaligen Weltmeister Italien – seit 35 Jahren gegen England ohne Pflichtspiel-Niederlage – zittern die Engländer nicht mehr. Im Gegenteil.
„Das wird sicher kein einfaches Spiel, aber wir haben die Spieler, wir haben den Glauben und wir haben den Zusammenhalt, um die Aufgabe zu erledigen“, versicherte Wayne Rooney vor dem Klassiker. Englands Coach Roy Hodgson ist Italien-Kenner. Von 1995 bis 1997 hatte er Inter Mailand trainiert. Weniger selbstbewusst scheinen die Franzosen. Angesichts der internen Streitereien und atmosphärischen Störungen im Team von Nationaltrainer Laurent Blanc glaubt auch Zinedine Zidane nicht an einen Coup seiner Franzosen.
„Wir alle wissen, dass Spanien der Favorit ist – nicht nur in dieser Partie, auch für den Titel“, meinte die Fußball-Legende in einem Interview mit dem spanischen Radiosender Cope. Dabei weiß Zidane, wie Spanien zu schlagen ist. Der Mittelfeldstratege fügte der Furja Roja beim WM-Achtelfinale 2006 mit 3:1 die bislang letzte Niederlage in einem K.o.-Spiel zu.
„Hoffentlich können sie ihr Kasperletheater mit uns am Samstag nicht fortsetzen“, scherzte Spielmacher Andrés Iniesta angesichts von sechs Pflichtspielen ohne Sieg gegen Frankreich. Die düstere Bilanz kann das Selbstbewusstsein des Barça-Genies aber nicht schmälern: „Wir haben es verdient, Favorit zu sein. Wir haben keine Angst vor Frankreich, aber wir respektieren sie wegen ihres extrem hohen Niveaus.“
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