Scolari und Pelé muntern Brasilien nach 0:0 auf
Bloß nicht zweifeln! Brasilien ist auf dem Weg zur angestrebten "Hexacampeão" etwas ins Straucheln geraten, spricht sich nach dem 0:0 gegen Mexiko aber Mut zu. Auch Pelé muntert den favorisierten Weltmeisterschafts-Gastgeber auf dem Weg zum ersehnten sechsten WM-Titel auf.
Fortaleza - "Wir müssen glauben. Es gibt kein leichtes Spiel in diesem Turnier", sagte das 73-jährige Idol und forderte positives Denken. Pelé ist sicher: "Wir kommen ins Finale."
Als Stimmungskiller für die Heim-WM wollte Trainer Luiz Felipe Scolari den Dämpfer gegen den Angstgegner am Dienstagabend auf keinen Fall durchgehen lassen. "Meiner Meinung nach haben wir heute mindestens zehn Prozent besser gespielt als gegen Kroatien. Wir werden also besser und besser", argumentierte er, obwohl der ganz große Schritt in Richtung Achtelfinale verpasst wurde. "Unser Weg ist nicht zu Ende. Ich war sehr glücklich mit dem, was ich auf dem Feld gesehen habe", verkündete "Felipão".
Zumindest viele der leidenschaftlichen 60 342 Zuschauer aus dem ausverkauften Estádio Castelão von Fortaleza dürften seine Meinung teilen. Beim 3:1 gegen Kroatien fünf Tage zuvor hatte die Seleção noch gehemmt von den großen Erwartungen gewirkt. Der Punktverlust des fünfmaligen Weltmeisters gegen Mexiko war zu großen Teilen einfach dem herausragenden Guillermo Ochoa im Tor des Olympiasiegers geschuldet. "Es ist ja nicht schlecht gewesen, das Remis war halt ein Verdienst des Torhüters. Ich glaube, wir haben besser gespielt als gegen Kroatien, wir waren lockerer", urteilte Angreifer Jô.
"Wir hatten gute Chancen, aber der Torwart hat einfach gut gehalten. Das müssen wir auch anerkennen", verlangte Scolari. Egal ob per Kopf oder Fuß, ob Stürmerstar Neymar oder Kapitän Thiago Silva auf den Kasten feuerten - Ochoa war da und hielt den Punkt fest. "Ich kann mich nicht erinnern, dass jemand bei einer WM schon mal eine vergleichbare Leistung gebracht hat wie Memo heute", lobte Mexikos Trainer Miguel Herrera.
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Weitgehend unbeteiligt an den brasilianischen Versuchen war dagegen Angreifer Fred. Beim Confed Cup vor einem Jahr mit fünf Treffern noch Torschützenkönig, fand der bei Fluminense Rio de Janeiro spielende Profi bislang überhaupt nicht statt. Einzige Ausnahme: der herausgeholte Elfmeter im Eröffnungsspiel.
Dass Scolari Fred trotzdem von Beginn an vertraute und gar länger als eine Stunde spielen ließ, brachte ihm entsprechende Nachfragen der brasilianischen Journalisten ein - die er mehr oder weniger pikiert konterte: "Fragen Sie mich wirklich, ob ich an meine Spieler glaube? Ich arbeite mit dem Team und stelle auf, wen ich will. Ihr könnt Euch eine eigene Aufstellung ausdenken. Das Problem ist: Ihr habt keinen Einfluss darauf, was ich denke."
Nach knapp einer Woche WM im eigenen Land, vier Punkten aus zwei Spielen und der Tabellenführung in Gruppe A ist bei den Brasilianern zwar längst nicht alles eitel Sonnenschein - aber schlechte Stimmung deshalb nicht in Sicht. "Wir sind nicht frustriert. Die Mannschaft hat einen guten Fußball gezeigt. Wir haben alles getan, um zu gewinnen, aber der Torwart hat viele Chancen zunichtegemacht. Spiele wie diese bereiten uns auf die Zukunft vor", sagte Innenverteidiger David Luiz und betonte: "Manchmal gewinnt eine Mannschaft die drei ersten Spiele 3:0, verliert dann und muss gehen. Es brennt kein Warnlicht."
Argentiniens Fußball-Idol Maradona blickte natürlich wie immer viel kritischer auf die Auswahl des Erzrivalen. "Wenn es einer der Favoriten sein möchte, muss Brasilien sich stark verbessern", sagte der 53-Jährige in seiner Sendung "De Zurda" (Mit links) im venezolanischen TV-Sender Telesur.
Vor dem letzten Gruppenspiel gegen Kamerun am Montag in Brasília muss Scolari die Konzentration hoch halten. Ein "Weiter so" könnte den Einzug ins Achtelfinale womöglich noch gefährden. Und deshalb appellierte der Chefcoach und Weltmeistermacher von 2002 an sein Team: "Wir müssen Tore schießen gegen Kamerun. Daran hat es heute gemangelt."