Schweiz besiegt Spanien: Das Ottmärchen

Die WM hat ihre erste große Sensation: Hitzfelds Schweizer bezwingen die Spanier. „Meine Mannschaft hat Historisches geleistet“
von  Abendzeitung
Da jubeln sie: Die Schweiz schlägt Europameister Spanien mit 1:0
Da jubeln sie: Die Schweiz schlägt Europameister Spanien mit 1:0 © dpa

DURBAN - Die WM hat ihre erste große Sensation: Hitzfelds Schweizer bezwingen die Spanier. „Meine Mannschaft hat Historisches geleistet“

Jetzt hat Ottmar Hitzfeld in der Schweiz sogar die Politik beeinflusst: Im Bundeshaus war ein Antrag gescheitert, die laufende Parlaments sitzung wegen des WM-Auftaktspiels zu unterbrechen. Doch die Abgeordneten hielten sich nicht dran und eilten spontan vor die Fernseher: Sie wollten mitfeiern, als die Nation im Jubelrausch versank. In seinem ersten WM-Spiel hat Nationalcoach Hitzfeld (61), der frühere Bayern-Trainer, die bisher größte Sensation dieses Turniers geschafft: Seine Schweizer besiegten Spanien 1:0. Der märchenhafte Triumph gegen den aktuellen Europameister, den erklärten Topfavoriten der WM. Die Schweizer erleben mit Hitzfeld: ein Ottmärchen!

Da zeigte der sonst so coole Hitzfeld plötzlich viel Emotion. Wie bei seinem Abschied vom FC Bayern 2008, als er Tränen vergoss in der Münchner Arena. Diesmal machte er einen Luftsprung vor seiner Bank, schrie die Freude förmlich raus, stieß die Faust in den Himmel über Durban. Wenige Minuten später hatte sich Praktiker Hitzfeld wieder im Griff, analysierte nüchtern die WM-Sensation. „Kompakt“ (sein Lieblingsterminus schon in Bayern-Zweiten) sei seine Mannschaft gestanden, „gut verteidigt“, hätten seine Kicker – und „auf die Chance gewartet.“ Die kam in der 52. Minute, als Derdiyok, der Leverkusen-Profi, in den spanischen Strafraum stürmte, Spaniens-Keeper Casillas den Ball nur abklatschen konnte und Gelson Fernandes zum 1:0 vollendete. „Ich stand da und hab’ ihn halt reingemacht“, kommentierte der Schütze cool. „Aber es ist nicht mein Sieg, es war eine tolle Mannschaftleistung.“

Der Coach war „sehr stolz“ auf seine Mannschaft. „Mein Team hat Historisches geleistet“, lobte Hitzfeld, „Die Schweiz hat in 105 Jahren nicht mehr gegen Spanien gewonnen. Aber irgendwann ist es mal so weit. Meine Mannschaft hat sehr intelligent gespielt.“ Und dazu auch Glück gehabt, dass der Gegner aus zahllosen Chancen kein Tor machte. Spaniens Coach Vicente del Bosque: „Wir waren dominant, aber das war heute nicht unser Tag.“ Dafür hatte die Schweiz ihr Ottmärchen. F. M.

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