Schweinsteiger: Frankreich wird ein "Brocken"

Santo André - Die Regeneration vor dem WM-Klassiker gegen Frankreich hatte Bastian Schweinsteiger so nötig wie kein anderer. Nur noch im Schneckentempo kam der Vize-Kapitän bei seiner Auswechslung in der Verlängerung gegen Algerien vom Platz. Von Krämpfen geplagt sah der 29-Jährige fix und fertig aus. "Ich habe einen Krampf bekommen. Da muss man sich keine Sorgen machen", sagte der Mittelfeldmann später und lächelte tapfer. Wie auch seine Freundin Sarah Brandner an der Seite von Sami Khediras besserer Hälfte Lena Gercke auf der Tribüne des WM-Stadions in Porto Alegre.
Die beiden Models freuten sich auf den Zuschauerrängen über den Viertelfinal-Einzug ihrer Männer. Schweinsteiger humpelte einige Meter entfernt glücklich im Kreis seiner Teamkollegen umher. "Eine Verletzung hat er nicht", gab Joachim Löw schnell Entwarnung. Aber der Bundestrainer versprach für das Frankreich-Match nichts. "Man muss den Spielern ein, zwei Tage Zeit geben, um sich zu regenerieren. Dann werden wir personelle Entscheidungen treffen."
Darunter auch eine in der WM-Dauerfrage: Wie sieht das defensive Mittelfeld gegen Karim Benzema & Co. aus. Schweinsteiger mit Lahm und Kroos? Oder Khedira mit den beiden? Oder eine ganz neue Variante?
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Schweinsteiger hofft natürlich auf einen Einsatz am Freitag in der Fußball-Kultstätte Maracanã, in der er im 106. Länderspiel zum erst zweiten Male in einem Länderspiel gegen die Franzosen auflaufen würde. Im bislang für ihn einzigen Vergleich im November 2005 gab es für den damaligen Einwechselspieler ein 0:0. "Frankreich ist ein schwerer Brocken", sagte der Mittelfeldmann über einen der Titelaspiranten. "Sie haben sehr gute Einzelspieler in ihren Reihen, die sehr hohe Qualität haben. Aber sie spielen auch als Mannschaft. Das war vielleicht vor ein paar Jahren nicht so."
Erstmals seit Wochen brach Schweinsteiger nach dem Sieg gegen Algerien sein Schweigen, wenn auch nur vor den TV-Kameras von ARD und ZDF. Der Führungsspieler lobte einzelne Kollegen wie Manuel Neuer: "Er ist ein Geschenk für uns alle. Er ist der beste Torwart der Welt." Oder er würdigte gleich das gesamte Team: "Entscheidend war der Einsatz der Mannschaft."
Nachdem er gegen Algerien mit dem Kopf noch einen möglichen Siegtreffer in der regulären Spielzeit vergeben hatte, gab er für die maximal drei weiteren WM-Spiele in Brasilien auch noch ein kleines Torversprechen ab. "Mein Kopfballtor kommt noch."
Ein Treffer in den kommenden Turnier-Spielen würde dem Bayern-Profi gut tun. Denn für Schweinsteiger ist es alles andere als eine leichte WM. Angeschlagen reiste der herausragende Mittelfeldspieler der Münchner Triple-Saison 2012/13 nach einer Spielzeit mit vielen gesundheitlichen Problemen ins Trainingslager nach Südtirol. Wie so oft kämpfte er sich auch nach den Patellasehnenproblemen zurück, stand gegen die USA und nun auch gegen Algerien wieder in der deutschen Startformation.
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Dem "emotionalen Leader", zu dem ihn Löw vor der WM 2010 ernannt hatte, fehlt in Brasilien noch ein beträchtliches Stück zur besten Physis. Die wiederholten Verletzungspausen der Saison machen sich bemerkbar. Beim FC Bayern kam Schweinsteiger in 36 von 56 Pflichtspielen zum Einsatz, im Nationalteam spielte er vor der WM gerade einmal in vier von elf Begegnungen. Der große Taktgeber kann der 29-Jährige bei den Vorzeichen aktuell nicht sein. Aber er kämpft.
Aufopferungsvoll rannte Schweinsteiger für das Team - und das will er auf dem Weg ins Halbfinale auch wieder von allen sehen: "Ich glaube daran, dass wir auch Frankreich schlagen können - wenn wir wieder die Einstellung und den Willen haben."