Schüller positiv: Die DFB-Frauen in der Coronafalle
Nun hat es die erste Spielerin während des Turniers erwischt. Stürmerin Lea Schüller ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. Angesichts steigender Fallzahlen (in London steigt die Inzidenz und liegt bei 213) keine Überraschung. Im Trainingslager hatte es Kapitänin Alexandra Popp getroffen, die nun wieder fit ist und im Kracherspiel gegen Spanien (Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet) für Schüller im Sturmzentrum einspringen wird.
Eine zusätzliche Spielerin darf Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nach dem ersten Spiel nicht nachnominieren und zur Mannschaft holen. Es bleibt bei 23 Spielerinnen. Eine Ausnahme gibt es lediglich bei Torhüterinnen. "Ich möchte den Moment jetzt auch wirklich nutzen, den Finger da ein bisschen in die Wunde zu legen", sagte sie am Tag vor dem zweiten Gruppenspiel. "Wir haben vorher die Uefa gebeten, darüber nachzudenken, ob wir 26 Spielerinnen mitnehmen dürfen."
Bleibt es bei einem Fall im deutschen Team?
Der Europäische Fußballverband sagte Nein. Bei der Männer-EM im November sollen 26 Spieler hingegen erlaubt sein. Das Spiel findet statt, wenn mindestens 13 Feldspielerinnen und eine Torhüterin fit sind, heißt es in den Uefa-Statuten. Schon im Winter hatte es der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit einem Antrag bei der Uefa probiert. Die bleibt hart und nimmt in Kauf, dass Teams wegen der Coronapandemie um den EM-Titel gebracht werden. "Das entspricht nicht meinem persönlichen Fairplay-Gedanken", sagte Voss-Tecklenburg zur Vehemenz der Uefa.

Niemand kann garantieren, dass es bei einem Fall im deutschen Team bleiben wird. Schüller wurde zwar isoliert, war auch beim Abschlusstraining der DFB-Elf nicht dabei, davor verbrachte sie Zeit, auch den freien Tag nach dem Auftaktspiel, bei der Mannschaft. Die ist überdies in ihrem Hotel im Stadtteil Brentford nicht isoliert.
Der Reisegruppe DFB steht zwar ein eigener Flügel mit Einzelzimmern im Hilton Syon Park bereit, aber eben kein eigenes Hotel wie andere Mannschaften eines haben. Allen Spielerinnen und dem Team sei bewusst gewesen, dass "wir nur eingeschränkt eine Blase aufrechterhalten können", sagte Voss-Tecklenburg.
Lea Schüller: ""Zwei Jahre lang habe ich es geschafft"
Schüller selbst hatte sich so gut es ging versucht zu schützen - ohne Erfolg. "Zwei Jahre lang habe ich es geschafft, es nicht zu bekommen", schrieb sie bei Instagram. "Und einfach nur gehofft, es nicht während oder kurz vor der EM zu kriegen." Es wäre ein Glücksfall, sollte es zu keinen weiteren Fällen kommen.
Auch andere Teams spüren bereits die Auswirkungen der ersten Coronafälle. Jackie Groenen wurde am Tag nach dem Spiel der Niederlande gegen Schweden positiv getestet, Italien, Österreich und England müssen ebenfalls auf Spielerinnen verzichten. Nach fünf Tagen und Symptomfreiheit dürfen sich die Spielerinnen freitesten. Eigenverantwortung ist vorausgesetzt, doch häufig genug sind sie der Willkür ausgeliefert.
Bei Medienterminen trägt nicht jeder Maske. Manche halten ihre Pressekonferenzen nur im Freien ab, etwa die Österreicherinnen - doch auch sie hat es doppelt erwischt. Und wenn sich Spielerinnen und Teammitglieder mit Freunden und der Familie treffen, obliegt der Umgang nicht mehr dem nationalen Verband.
Doch nicht nur mit Coronafällen haben die Teams zu kämpfen. Bei der Schweizer Nati klagen gleich acht Spielerinnen über Magen-Darm-Beschwerden. Training und Pressetermine am Montag mussten abgesagt werden, am Mittwoch steht das zweite Gruppenspiel gegen Schweden an. Es werden sicher nicht die letzten Fälle bei der EM sein.