Schmadtke angefressen: "Müssen uns deutlich mehr wehren"

Der FC Augsburg atmet im Abstiegskampf ein kleines bisschen auf. Ein Tor nach nur 49 Sekunden ebnet den Weg. Der VfL Wolfsburg um Bubi-Aushilfe Vincent Heilmann muss wieder zittern. Geschäftsführer Jörg Schmadtke ist sauer.
von  Martin Moravec und Martin Kloth, dpa
Xaver Schlager vom VfL Wolfsburg (l) und Mads Pedersen von Augsburg im Zweikampf um den Ball.
Xaver Schlager vom VfL Wolfsburg (l) und Mads Pedersen von Augsburg im Zweikampf um den Ball. © Matthias Balk/dpa

Auf der Pressekonferenz war Jörg Schmadtke beim VfL Wolfsburg eindeutig der Chef. Nach der dritten Niederlage nacheinander in der Fußball-Bundesliga richtete der Geschäftsführer der "Wölfe" in Abwesenheit des mit dem Coronavirus infizierten Trainers Florian Kohfeldt mahnende Worte an die Mannschaft. "Wir müssen im Abstiegskampf bestehen, wir müssen uns deutlich mehr wehren", forderte Schmadtke, der neben Bubi-Aushilfe Vincent Heilmann beim 0:3 (0:1) gegen den FC Augsburg auch auf der Bank Platz genommen hatte und aus der Coaching-Zone heraus immer wieder antrieb.

Die Pressekonferenz war aber Chefsache. "Unser Problem heute ist: Wir reisen ohne Cheftrainer an. Das macht natürlich was", erläuterte Schmadtke, der auch die Dialoge mit dem Schiedsrichter während des Spiels übernommen hatte.

Der VfL ist zurück im Abstiegsstrudel. Immerhin beträgt der Vorsprung auf Relegationsplatz 16 noch fünf Punkte und Kohfeldt soll am Dienstag wieder zur Mannschaft stoßen. "Ich glaube, dass das Spiel nicht zur Genesung beiträgt", meinte Schmadtke.

Die Augsburger von Trainer Markus Weinzierl feierten gegen den VfL um den zweitjüngsten Interimscoach der Bundesliga-Historie dagegen einen "Big Point" im Abstiegskampf. Sie rückten bis auf zwei Zähler an die Wolfsburger heran und können im Nachholspiel am Mittwoch gegen den FSV Mainz 05 sogar an den "Wölfen" vorbeiziehen. "Das war ein verdienter Sieg", bilanzierte Weinzierl. "Es ist aber weiter eng und wohl bis zum Schluss spannend."

Nach nur 49 Sekunden brachte Iago, der sein Tor mit einem Baby-Jubel zelebrierte, die Fuggerstädter vor 23 143 Zuschauern in Führung. Florian Niederlechner (63.) nach Video-Beweis und Mads Pedersen (69.) machten den verdienten Heimsieg perfekt. "Ich wusste ja, dass ich mir den Ball ins Gesicht geschossen hatte", meinte Niederlechner lachend und sprach von einem "perfekten Nachmittag".

Der ehemalige Coach Mark van Bommel hat bei den Wolfsburgern nicht viel hinterlassen - sein Assistent Heilmann durfte aber bleiben. Und da sich Cheftrainer Kohfeldt nach einer Corona-Infektion noch nicht frei testen konnte, stand der junge Niederländer mit erst 25 Jahren und 38 Tagen als Verantwortlicher an der Seitenlinie. Jünger war in der Bundesliga nur Bernd Stöber beim 1. FC Saarbrücken mit 24 Jahren in der Saison 1976/77 gewesen.

Es wurde ein rassiges Debüt. Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie kehrten bei der erlaubten Vollauslastung der Arenen Ultra-Gruppen organisiert ins Stadion zurück. Und die Augsburger Fans brannten gleich mal Bengalos ab. Man roch das Feuerwerk noch, als Iago nach einem Doppelpass mit Pedersen von der linken Seite mit dem schwächeren rechten Fuß die Führung der Hausherren erzielte.

Der Brasilianer stopfte sich bei seinem Baby-Jubel den Ball unter die Vorderseite des Trikots und sendete am Daumen nuckelnd Grüße nach Hause. Es war die perfekte Medizin für Manager Stefan Reuter, der nach einer Hüftoperation an Krücken im Stadion erschien.

Die auf fünf Positionen veränderten Augsburger waren bissig. Die Wolfsburger brauchten eine Weile, um sich von dem Wirkungstreffer zu erholen. Lukas Nmecha (23.) ließ Reece Oxford und Jeffrey Gouweleeuw aussteigen, erst bei Torwart Rafal Gikiewicz war Endstation.

Es schlichen sich anschließend jedoch viele Fehler auf beiden Seiten ein, den Wolfsburgern brachte das Plus an Ballbesitz nichts. Aus sieben Metern rettete VfL-Keeper Pavao Pervan per Fuß noch gegen US-Stürmer Ricardo Pepi (45.+2).

Dann machten aber Niederlechner, der den Ball nach einer Ecke beim Torschuss nicht mit der Hand gespielt hatte, und Pedersen mit einem wuchtigen Schuss für die aggressiveren Augsburger alles klar.

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