Schewtschenko besiegt Schweden
KIEW „Ein historischer Sieg! Ich fühle mich wie 20, nicht wie 35. Ich hatte so viele Probleme: mit dem Knie, mit dem Rücken. Aber jetzt fühle ich mich fantastisch.“ Sprach’s und ging weiter zum nächsten Interview und zum nächsten – es wird eine lange Nacht gewesen sein für Andrej Schewtschenko. Nach seinen beiden Treffern zum 2:1 gegen Schweden ist der 35-Jährige nun endgültig zum ukrainischen Volksheld geworden.
Vor 70<TH>000 Zuschauern hatte Schwedens Sturm-Riese Zlatan Ibrahimovic (52.) die Gäste in Führung gebracht, bevor Schewtschenko (55. und 61.) dem Spiel innerhalb von sieben Minuten eine Wende gab. Dabei hatte es wochenlange Diskussionen um den Fitnesszustand des früheren Weltklassestürmers gegeben. Beim EM-Auftakt belehrte „Schewagol“ seine Kritiker nun eines Besseren.
Dabei lief bei den Ukrainern zunächst wenig zusammen. Die Mannschaft von Trainer Oleg Blochin spielte zwar engagiert, aber ineffektiv, nervös, fehlerhaft. Nach der holprigen Vorbereitung mit Niederlagen gegen Österreich (2:3) und die Türkei (0:2) lag das letzte Pflichtspiel aufgrund der automatischen EM-Teilnahme als Gastgeber 936 Tage zurück. So dauerte es bis zur 23. Minute, ehe sich die erste Chance bot: Ein gewisser Schewtschenko schoss vorbei. Europas Fußballer des Jahres 2004 war auch an der zweiten Möglichkeit beteiligt, scheiterte jedoch (38.).
Auf der Gegenseite konzentrierte sich alles auf Ibrahimovic. Der Torschützenkönig der Serie A ist das Zentrum des schwedischen Spiels, und er war es auch, der die beste Gelegenheit im ersten Durchgang besaß. Nach Flanke von Rasmus Elm setzte „Ibrakadabra“ den Ball per Kopf an den Pfosten. In Halbzeit zwei macht er es besser und schob aus fünf Metern zum 1:0 ein. Dann begann die große Schewtschenko-Show: zwei blitzsaubere Kopfballtreffer und die Fans auf den Rängen tickten aus. Auch die geballte Politprominenz, angeführt vom umstrittenen Präsidenten Viktor Janukowitsch, zeigte sich erfreut.
Als Schewtschenko acht Minuten vor Schluss das Feld verließ, erhoben sich die Fans von ihren Sitzen. „Schewa, Schewa“, schallte es durchs Stadion. Der Altmeister gab die Kapitänsbinde an Bayern-Profi Anatoli Timoschtschuk weiter, dann genoss er den ohrenbetäubenden Jubel in vollen Zügen und klatschte Nationaltrainer Oleg Blochin freudestrahlend ab. Ein 35-Jähriger, der fast aussah wie 20.
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