Schalkes Ziel: Mit Chelsea-Taktik in London bestehen
Mit neuem Selbstbewusstsein und der Chelsea-Taktik will der FC Schalke 04 an der Stamford Bridge bestehen. "Zur Stadtbesichtigung sind wir jedenfalls nicht nach London gefahren", sagte Innenverteidiger Joel Matip vor der Champions-League-Partie beim Zweiten der Premier League.
London - Pünktlich um 14.00 Uhr landete der Fußball-Bundesligist am Dienstag in London. Dort wollen die Königsblauen nicht noch einmal eine solche Lehrstunde wie vor zwei Wochen beim 0:3 daheim erleben, als man sich von der taktisch glänzend eingestellten Elf von Trainer José Mourinho auskontern ließ. Chelsea war zwar kaum besser, aber viel cleverer. Und der Stachel sitzt noch tief. "Nach dieser halben Klatsche im Heimspiel möchten wir auch zeigen, dass wir so etwas nicht auf uns sitzen lassen. Wir waren keine drei Tore schlechter", stellte Benedikt Höwedes klar.
Der Kapitän warnte aber davor, zu offensiv zu Werke zu gehen. Und so gilt der in der Gruppe E punktgleiche Spitzenreiter aus England (6 Zähler) als Vorbild für den Defensivplan. "Wir sollten nicht anfangen, auf Pressing zu spielen, sondern diesmal eher die Mannschaft sein, die sich im Kontern versucht", betonte Höwedes.
Dass man mit mannschaftlicher Geschlossenheit, Kompaktheit und hoher Laufbereitschaft einiges erreichen kann, demonstrierte Schalke eindrucksvoll beim 2:0 in der Fußball-Bundesliga bei Hertha BSC. Diese Einstellung vom Samstag muss man auch im Stadion an der Stamford Bridge an den Tag legen, das bislang für deutsche Teams eine uneinnehmbare Festung war. Von sieben Europapokal-Heimspielen gegen Bundesligisten gewannen die Blues sechs, eine Partie endete remis.
Dass Kevin-Prince Boateng, der im Hinspiel gegen Chelsea nach längerer Pause noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war, jetzt wieder einen Schritt weiter ist, macht genauso Mut wie die Schalker Auswärtsstärke auf europäischer Ebene. In dieser Saison gewann das Revierteam schon in Saloniki (3:2) und Basel (1:0). In der Vorsaison verlor es von vier Partien keine einzige, ist also seit sechs Auswärtsspielen ungeschlagen. Boateng, der insgesamt drei Jahre für Tottenham Hotspur und den FC Portsmouth spielte, ist heiß auf seinen Auftritt auf der Insel. "Ich fühle mich immer besser. Spritzigkeit und Fitness nehmen von Spiel zu Spiel zu", sagte der Mittelfeldstar. "Wir wollen mindestens einen Punkt holen."
Keller hat dasselbe Personal zur Verfügung wie zuletzt und wird wohl die Startelf nicht ändern. Auch Stürmer Adam Szalai ist dabei, obwohl er sich nach einem Schlag gegen das Ohr in Berlin sogar einer kleinen Operation unterziehen musste. "Ich sehe absolut kein Problem, denn die Blessur am Ohr behindert mich nicht", sagte der Ungar.
In Berlin hatte auch Torhüter Timo Hildebrand mit einer überragenden Leistung geglänzt. Der Keeper weiß, wie man bei Chelsea zu Null spielt. Hildebrand stand am 9. März 2004 beim 0:0 des VfB Stuttgart zwischen den Pfosten, als die Schwaben es als bisher einzige deutsche Mannschaft schafften, an der Stamford Bridge einen Punkt zu entführen. Kein schlechtes Omen, um "etwas mitzunehmen" (Horst Heldt). Doch selbst bei einer Niederlage hätte Schalke noch alles selbst in der Hand. "Ich gehe davon aus, dass es erst im direkten Vergleich gegen den FC Basel am letzten Spieltag zu einer Entscheidung kommen wird", meinte der Manager.
Chelsea zeigte sich beim 0:2 im Ligaspiel in Newcastle am Wochenende durchaus verwundbar. Völlig verärgert über die Leistung seiner Elf kündigte Mourinho personelle Veränderungen für das Schalke-Spiel an: "Ich werde einige Wechsel vornehmen. Vielleicht nicht elf, denn das wäre zu viel, aber eine Menge." So dürfte Nationalspieler André Schürrle wieder in die Startelf rotieren, in Newcastle durfte er erst nach 70 Minuten auf den Rasen.
Voraussichtliche Aufstellungen:
FC Chelsea: Cech - Ivanovic, Cahill, Terry, Cole - Ramires, Lampard - Willian, Oscar, Schürrle - Torres (Eto'o)
FC Schalke 04: Hildebrand - Uchida, Höwedes, Matip, Fuchs - Neustädter, Aogo - Boateng, Meyer, Draxler - Szalai
Schiedsrichter: Moen (NOR)