Russische Fans stürmen Block der Engländer
Marseille - Auch nach dem Abpfiff des ohnehin von Krawallen überschatteten EM-Spiels zwischen England und Russland (1:1) gab es im Stade Velodrome von Marseille Ausschreitungen. Nach dem späten Ausgleich der Sbornaja wollten russische Fans einen englischen Block stürmen, Leuchtraketen flogen, Fahnen wurden von den Zäunen gerissen.
Die englischen Fans flüchteten sich an den Rand, die Treppen hoch oder über die Zäune in den Innenraum. Es kam zu Schlägereien, die Ordner wurden überrannt.
Über Stunden war es den gesamten Samstag über am alten Hafen und vor dem Stadion zu schweren Ausschreitungen gekommen, ein Mann aus England musste wiederbelebt werden. Er schwebt in Lebensgefahr. Es gab vier weitere Verletzte, sechs Personen wurden festgenommen.
Bilder der Ausschreitungen zwischen Gruppen aus England, Russland und Frankreich zeigen, wie Fans am Boden liegen, andere treten auf sie ein. Im französischen Fernsehen waren fliegende Stühle und Jagdszenen zu sehen.
Die UEFA kündigte an, vor möglichen weiteren Schritten "relevante Informationen" von der Disziplinarabteilung des Verbands abzuwarten. Dem Augenschein nach waren die verschiedenen Fangruppen nur unzureichend voneinander getrennt gewesen. "Es ist jetzt Aufgabe des lokalen Organisationskomitees, die Vorfälle zu analysieren", sagte Alexej Sorokin, Chef-Organisator der WM 2018 in Russland, der Deutschen Presse-Agentur.
Krawall-Bilder erinnern an WM 1998
Bereits am Donnerstag und Freitag war es mehrfach zu Zusammenstößen mit englischen Fans in Marseille gekommen. Die Polizei setzte auch dabei jeweils Tränengas ein.
Randale englischer Fans hatte es in Marseille schon während der Weltmeisterschaft 1998 gegeben. Damals lieferten sich zumeist betrunkene Anhänger der "Three Lions" über zwei Tage hinweg heftige Auseinandersetzungen mit einheimischen Jugendlichen und tunesischen Fans. Dutzende Menschen wurden verletzt.