Rückendeckung für Wolfsburgs Max Kruse

Wolfsburg - Gnade für Max Kruse: Der heftig in die Kritik geratene Stürmer des VfL Wolfsburg wird nach seinem vorläufigen Aus in der Nationalmannschaft vorerst Profi des Bundesligisten bleiben. Der Klub verzichtete nach den jüngsten Eskapaden aus dem Privatleben des 28-Jährigen zunächst auf eine Suspendierung oder gar Trennung.
"Wir haben miteinander gesprochen. Es wird so sein, dass er morgen wohl wieder ganz normal trainieren wird", sagte Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking. Kruse hatte am Dienstag nicht am Mannschaftstraining teilgenommen, stattdessen eine individuelle Einheit im Kraftraum absolviert, um dem Medienrummel zu entgehen. "Wir sehen ja, was hier los ist. Das muss er heute nicht durchmachen", sagte der Trainer.
Kruses Meinung ist Hecking wichtig
Auf die Frage, ob ein Rauswurf von Kruse vielleicht doch noch ein Thema beim VfL Wolfsburg werden könnte, sagte Hecking: "Davon gehe ich im Moment nicht aus." Zu der Häufung von Details aus Kruses Privatleben zuletzt in der Öffentlichkeit meinte Hecking: "Es ist wichtig, dass man da auch die Meinung von Max hört."
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Auch Geschäftsführer Klaus Allofs blieb vorsichtig. "Wir haben uns gestern und auch heute ausführlich mit dem Thema beschäftigt. Es ist von gestern auf heute wieder Neues dazugekommen. Wir werden uns noch weiter beraten, wie wir damit umgehen", sagte Allofs dem SID.
Seit Tagen steht Kruse wegen seines Privatlebens in der Kritik. So wurde Montag bekannt, dass sich der frühere Gladbacher am Wochenende auf einer Feier zu seinem 28. Geburtstag in einem Berliner Edel-Klub morgens um 2.00 Uhr mit einer Reporterin angelegt hatte. Eine Woche zuvor war öffentlich geworden, dass der Profi bei einem Berlin-Besuch im Herbst 75.000 Euro in einem Taxi liegen gelassen haben soll.
Will Kruses privates Umfeld ihm schaden?
Die vielen Negativmeldungen in kurzer Zeit irritieren. Offenbar ist es nicht mehr auszuschließen, dass Menschen aus Kruses privatem Umfeld den Fußball-Promi eventuell schaden wollen. Wie anders ist es zu erklären, dass private Sprachnachrichten oder Details aus Kruses Privatleben über Whats-App-Gruppen in Redaktionen von Medienhäusern gelangen?
Für Allofs ist der Fall daher pikant. "Wir wollen verantwortungsvoll im Sinne des Vereins entscheiden, aber auch die persönliche Situation des Spielers berücksichtigen", sagte der Manager, der bekannt dafür ist, dass er Spieler oder Angestellte des Klubs nicht vorschnell aburteilt, sondern seine Entscheidungen gründlich abwägt.
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Oliver Bierhoff hat indes den Rauswurf aus dem Kader der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für die anstehenden Länderspiele am Samstag in Berlin gegen England (20.45 Uhr/ZDF) sowie drei Tage später in München gegen Italien (20.45 Uhr/ARD) verteidigt. "Das war eine Anhäufung von Ereignissen und am Ende war der Bogen überspannt", sagte der Manager der DFB-Auswahl beim Treffpunkt des Weltmeisters am Dienstagmorgen in Berlin.
Großkreutz unterstützt Kruse
Ob Kruse noch einmal eine Chance in der Nationalmannschaft erhält, wollte Bierhoff nicht abschließend beantworten. "Wir haben aktuell nicht den Eindruck, dass es das richtige Zeichen ist, wenn er bei uns dabei wäre. Ich will aber nicht den Stab über ihn brechen." Allofs meinte indes, dass die Tür zur Euro für Kruse noch offen stehen würde, wenn er denn als Botschafter des Vereins oder des DFB angemessen auftreten würde.
Kruses Mitspieler reagierten gelassen auf die privaten Dinge. "Wölfe"-Stürmer Bas Dost meinte zu Sky: "Ich habe Max darauf angesprochen, wir haben sofort gelacht", sagte der Niederländer. Auch Kruses früherer Nationalmannschafts-Kollege Kevin Großkreutz zeigte wenig Verständnis für die Aufregung. "Mein Gott. Jeder Mensch macht Fehler und hat ein Privatleben", schrieb der Profi des VfB Stuttgart: "Jeder Mensch hat eine Leiche im Keller und sollte sich an die eigene Nase packen."