Rosenkrieg um Ballack – Völler: „Versöhnliches Ende“

Mit Unverständnis hat der Deutsche Fußball-Bund auf die harschen Vorwürfe seines langjährigen Kapitäns Michael Ballack nach dessen Ausbootung reagiert.  
dpa |
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Mit Unverständnis hat der Deutsche Fußball-Bund auf die harschen Vorwürfe seines langjährigen Kapitäns Michael Ballack nach dessen Ausbootung reagiert. Bayer-Sportdirektor Rudi Völler hofft in dem Zwist zwischen Ballack und Joachim Löw auf ein „versöhnliches Ende“.

Frankfurt/Leverkusen/Berlin – Schmutzige Scheidung statt
Trennung im Einvernehmen: Der unfreiwillige Abschied von Michael
Ballack aus der Nationalmannschaft ist am Wochenende zum Rosenkrieg
eskaliert, aus dem nicht nur der langjährige DFB-Kapitän, sondern
auch Bundestrainer Joachim Löw und der Deutsche Fußball-Bund
beschädigt hervorzugehen drohen. Durch seinen Generalsekretär
Wolfgang Niersbach wies der Verband am Samstag die harsche Kritik des
98-maligen Nationalspielers an seinem Karriereende in der DFB-Elf
entschieden zurück. Letztlich steht in der Causa aber Aussage gegen
Aussage.

Für Ballacks Arbeitgeber Bayer Leverkusen drückte Sportdirektor
Rudi Völler am Sonntag kurz vor dem Trainingsauftakt seine Hoffnung
auf ein „versöhnliches Ende“ des Konflikts aus. „Alle Seiten haben
sich nicht mit Ruhm bekleckert. Die letzten zwei, drei Tage hätten
wir uns ersparen können. Wir tun alle gut daran, das Thema
abzuhaken“, sagte der ehemalige DFB-Teamchef und ergänzte: „Ich weiß,
wie stur Michael Ballack ist. Ich habe mit Michael gesprochen und die
Hoffnung auf ein versöhnliches Ende noch nicht aufgegeben.“

Darauf hofft auch Niersbach, der am Samstag in einem Interview auf
der DFB-Homepage mit aller Schärfe auf Ballacks Vorwürfe reagiert
hatte. „Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis, schon gar nicht
für Begriffe wie "Scheinheiligkeit" und "Farce", die er in diesem
Zusammenhang gewählt hat“, sagte der Generalsekretär. „Aus meiner
Sicht sind alle Gespräche absolut korrekt und fair verlaufen.“ Löw
selbst ging auf die Angriffe nicht näher ein. „Ich weiß genau, was in
meinen Gesprächen mit Michael besprochen wurde. An meinen Aussagen
wird sich nichts ändern“, ließ er lediglich mitteilen.

Detailliert stellte dafür Niersbach die DFB-Sicht dar, wie und
wann die Treffen mit dem langjährigen Kapitän stattfanden. Er
bestätigte, dass Löw bereits am 30. März dem 34 Jahre alten
Leverkusener gesagt habe, dass er nicht mehr mit ihm plane. „Es wurde
gemeinsam – ich betone: gemeinsam – vereinbart, zunächst
Stillschweigen zu bewahren, Michael auch Zeit zu geben, nochmals in
aller Ruhe nachzudenken, um dann in einem abschließenden Gespräch mit
Joachim Löw festzulegen, wie die Entscheidung letztlich kommuniziert
werden sollte“, sagte der Generalsekretär.

Nach den Länderspielen zum Abschluss der Saison gegen Uruguay,
Österreich und Aserbaidschan Anfang Juni habe sich Ballack laut
Niersbach äußern wollen. Doch gab es seitdem keinen Kontakt mehr. Am
Donnerstag teilte Löw dann über den DFB mit, dass er künftig auf den
98-maligen Nationalspieler verzichten werde. Einen Tag später warf
Ballack dem Bundestrainer „Scheinheiligkeit“ vor und lehnte ein
Abschiedsspiel gegen Brasilien am 10. August als „Farce“ ab.

„Es ist schade, dass er jetzt so reagiert. Wir haben in den
vergangenen Wochen wirklich gute und offene Gespräche geführt“, sagte
Niersbach. „Danach konnten wir davon ausgehen, dass es durchaus auch
in seinem Interesse lag, noch einmal als Kapitän der
Nationalmannschaft aufzulaufen.“

Der DFB hätte ihm sogar angeboten, sowohl gegen Uruguay Ende Mai
als auch gegen Brasilien zu spielen, um somit auf 100 Länderspiele zu
kommen. Das wollte Ballack aber nicht, „weil ihm die Zahl nicht so
wichtig war, dass er sie unter allen Umständen erreichen wollte – so
jedenfalls hat er es mir vermittelt“, berichtete der Funktionär. Er
hofft, dass sich das Verhältnis zu Ballack wieder bessert. Er könne
und wolle nicht an „das Ende der freundschaftlichen Beziehungen
zwischen uns glauben“, so Niersbach.

Wie sich der Streit ausräumen lässt, ist derzeit aber offen.
Ballack scheint tief verletzt über seine Ausbootung – zumindest lässt
die Erklärung am Freitag den Schluss zu. Dabei war das Ende seiner
Länderspiel-Karriere, die ohne Titel blieb, lange erwartet worden.

Der Mittelfeldspieler hatte sein letztes Spiel im DFB-Trikot am 3.
März 2010 beim 0:1 gegen Argentinien bestritten, die anschließende WM
verpasste er wegen einer Fußverletzung. Beim Turnier in Südafrika und
in der Zeit danach unterstrich das junge DFB-Team mit seiner
Spielweise, dass es Ballack als „Capitano“ nicht mehr braucht.

 

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