Rooney gegen Balotelli: Das Duell der Pöbler

Dieses Spiel ist ein Knaller: England gegen Italien. Es ist auch die Partie Rooney gegen Balotelli. Doch schon vor dem Anstoß geht es zur Sache – verbal. "Ich hasse alles, was englisch ist", sagt Balotelli.
von  Filippo Cataldo
Gegen England gefordert: Mario Balotelli.
Gegen England gefordert: Mario Balotelli. © dpa

Manaus -  Ein korrekt gestutzter Rasen ist den Briten heilig. Überhaupt und beim Fußball erst recht. Beim Anblick des Geläufs im WM-Stadion von Manaus, in dem die Engländer in der Nacht auf Sonntag gegen Italien in das Turnier starten (0:00 Uhr, ARD live), blieben den Kommentatoren auf der Insel – und wohl auch den meisten Spielern und Coach Roy Hodgson – die Scones im Hals stecken.

Der Rasen in der mehr als 200 Millionen Euro teuren WM-Arena verdient den Namen eigentlich nicht, gleicht einer stumpfen, trockenen und bräunlichen Sand-Wüste. Als Gipfel der Unverschämtheit empfanden es die Engländer dann, als Arbeiter zuletzt versuchten, dem Rasen mittels Farbe etwas Leben einzuhauchen. What a shame! "Arbeiter deckt fürchterliche Oberfläche ab...mit grüner FARBE!“, schrieb der „Mirror". Und der "Daily Express" titelte: "Die Angst wächst, dass der fürchterliche Platz Englands großen Anstoß ruinieren könnte." Auch Coach Hodgson bezeichnete es als "nicht ideal", dass man das Turnier ausgerechnet in der Höllenhitze mitten im Dschungel beginnen müsse.

Als ob sie schon nach Ausreden suchen würden.

Den Italienern scheint der Zustand des Geläufs dagegen recht egal zu sein. "Die Farbe des Grases spielt keine Rolle", winkte Verbands-Vizepräsident Demetrio Albertini ab. Die Azzurri versuchen es in Brasilien mit der von Trainer Cesare Prandelli und Regisseur Andrea Pirlo vorgelebten "leggerezza", sie nehmen die Dinge leicht, so, wie sie sind. Der Trainer erlaubt nicht nur Damen-Besuch im Team-Quartier, auch beim Training sind die Familien, darunter Prandellis Freundin Novella Benini und seine Enkel, dabei.

England gegen Italien, das scheint auch das Duell zwer Lebensgefühle. Eine Fotomontage, auf der die beiden Mannschaften bei ihrer Ankunft in Brasilien gegenübergestellt wurden – hier die englischen Spieler in schlecht sitzenden Anzügen, streng in Reih und Glied, dort die Italiener mit Sonnebrillen und Maßanzügen, sorgte zuletzt auf Twitter weltweit für Spott.

Das italienische Laissez-faire kommt Mario Balotelli entgegen, dem Enfant terrible des Welt-Fußballers. Der 23-jährige hat sich gerade mal wieder mit seinem Klub überworfen, seiin Abschied vom AC Milan scheint beschlossene Sache. Dass die unklare Vertragssituation den Star, der seit Monaten in einer Leistungskrise steckt, in seiner Konzentration stören könnte? Prandelli kann sich das nicht vorstellen – und reagierte nachsichtig wie immer. "Die Wahrheit ist, dass auch Verrückte Liebe brauchen", sagte er. Da trifft es sich ja gut, dass Balotelli sich vor wenigen Tagen verlobt hat. "Mario hat sich bei uns immer gut benommen. Neben den Platz liefert er oft Anlass zu Debatten und spaltet die öffentliche Meinung. Einige stehen nicht mehr hinter ihm, für andere ist er ein Idol. Ich bin sicher, dass er bereit sein wird für diese WM", sagte Prandelli. Balotelli ist gesetzt in der Squadra Azzurra, der Neu-Dortmunder Ciro Immobile sitzt nur auf der Bank.

Doch auch Hodgson vertraut dem Exzentriker in seinem Team. Wayne Rooney wird, obwohl noch nicht so richtig fit, in der Startelf stehen. Manaus wird so das Duell der beiden Stürmer-Stars erleben. Hier Muskelprotz Balotelli, dessen Hulk-Jubel nach seinem zwei Toren bei der EM 2012 zum Internet-Phänomen wurde, dort der muskelbepackte Stiernacken Rooney. Beide fast unerträglich selbstbewusst und eigensinnig, die letzten zwei Rockstars des Fußballs. Oder doch nur prollige Pöbler? Rooney, mit England 2012 von Balotelli im Co. im Viertelfinale gestoppt, tönte: "Wir sind besser als damals. Die Italiener sollten sich Sorgen machen." Und Balotelli, von 2010 bis 2013 bei Manchester City aktiv? Pöbelte einfach mal pauschal: "Außer Manchester City hasse ich alles, was englisch ist." Geht gut los.

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