Robbens Glückstränen

Der Bayern-Star gibt beim 2:1-Sieg über Kamerun sein Comeback für die Niederlande. Bei seiner Einwechslung wird er von seinem Emotionen übermannt. „Es war ein Leidensweg!“
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in Rückkehrer als Matchwinner: Bayern-Star Arjen Robben, im Arm von John Heitinga (l.), gab gegen Kamerun sein Comeback und bereitet das Siegtor vor.
dpa in Rückkehrer als Matchwinner: Bayern-Star Arjen Robben, im Arm von John Heitinga (l.), gab gegen Kamerun sein Comeback und bereitet das Siegtor vor.

Der Bayern-Star gibt beim 2:1-Sieg über Kamerun sein Comeback für die Niederlande. Bei seiner Einwechslung wird er von seinem Emotionen übermannt. „Es war ein Leidensweg!“

KAPSTADT Es war die 73. Spielminute, als für Arjen Robben die WM 2010 auch ganz persönlich losging. Im dritten Spiel seiner Holländer kam der Bayern-Star, der im letzten Vorbereitungsspiel einen Muskelfaserriss im Oberschenkel erlitten hatten, erstmals zum Einsatz. Für ihn, der schon befürchtet hatte, die WM zu verpassen, ein wahrhaft überwältigender Moment. So überwältigend, dass er sogar mit den Tränen zu kämpfen hatte. „Da schüttelt es dich schon einmal komplett durch, wenn du an der Seitenlinie stehst. Die Leute verstehen nicht immer, dass es nicht leicht ist, verletzt zu sein und zugucken zu müssen. Das ist ein Leidensweg“, sagte er dem „De Telegraaf“.

Es folgten 17 Minuten, die für Robben zum zum persönlichen Glücksspiel wurden. Erst Robbens brachialer Pfostenschuss – nach Sprint von rechts, Finte, Haken, Schuss mit links – machte das 2:1 des ebenfalls eingewechselten Klaas Jan Huntelaar möglich (83.). „Jeder hat gesehen, wie wichtig er ist“, sagte Bert van Marwijk zufrieden. Der Bondscoach verriet rückblickend, dass „ich beim Ungarn-Spiel schon glaubte, das war's für Arjen.“ Doch dem am 5. Juni erlittenen Muskelfaserriss nahm sich Dick van Toorn an, ein Physiotherapeut, dessen heilende Hände wundersame Wirkung haben sollen. Und nun ist nach 19 Tagen Behandlung das Bemerkenswerte vollbracht: „Ich bin fit, es fühlt sich gut an, aber ich bin noch nicht bei 100 Prozent“, beschied Robben.

Nach der Partie absolvierte er, ständig einen Schluck von der orangefarbenen Halb-Liter-Brause nehmend einen Interview-Marathon, der drei Mal so lange dauerte, wie sein Comeback. Wie es ihm gehe. Wie er sich fühle. Was noch komme. Alle Nachfragen beantwortete der 26-Jährige mit einem authentischen Lachen – auf Holländisch, Englisch, Deutsch und Spanisch. Es soll ruhig die ganze Welt wissen, dass diese niederländische Nationalelf und eines ihrer Aushängeschilder wohlauf ist. Robben ist spektakulär auf der Bühne zurück. Mit Außenseiter Slowakei wartet am Montag zum Achtelfinale noch eine Art Aufbaugegner, vor dem sich die „Oranjes“ nicht fürchten. „Wir wollen bis ins Finale", sagte Robben, „ich traue auch Deutschland alles zu. Sie können viel gewinnen hier – nur nicht das Endspiel.“

Das will er gewinnen. Davon kann er träumen, weil er eben alles für sein Comeback getan hat, geschuftet hat, „wie noch nie“. Dieser eine Moment von Kapstadt, in dem der orkanartige „Arjen“-Jubel sogar das tumbe Vuvuzela-Getöse übertönte, habe für alles entschädigt, „dafür habe ich alles gemacht“. Welche Lust er am Comeback verspürte, war an Robbens Reaktion nach Schlusspfiff abzulesen: Zusammen mit Huntelaar lief er die am längsten die Ehrenrunde, hernach umarmte und herzte der Sympathikus alles und jeden. Und alle und jeder im Team ist froh, dass Robben wieder da ist: Abwehrspieler Joris Mathijsen zu wissen. „Ich weiß aus jedem Training: Er ist Weltklasse. Jeder Gegner hat Angst vor ihm.“ Die Protagonisten der „Elftal“, die mit beinahe beängstigendem Pragmatismus drei nüchterne Vorrundensiege verbucht haben, fürchten keinen mehr – nicht mal sich selbst. Was wiederum Robben erklären kann: „Früher hat das mit uns allen zusammen nicht immer so geklappt. Jetzt sind wir alle erfahrener und reifer geworden.“ Sogar reif für den Titel?

Frank Hellmann

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