Robben und Co.: Süße Erinnerungen an 1988
Frankfurt/Main (dpa) - 22 Jahre ist es her, dass die Niederländer ihren bislang einzigen großen Triumph feierten. Die Stars von heute saßen 1988 gebannt vor dem Fernseher. Rafael van der Vaart und Co. erinnern sich an den historischen 2:0-Sieg im EM-Finale gegen die Sowjetunion.
25.6.1988: Das Datum kennt in den Niederlanden jedes Kind. An jenem Samstag stand in Deutschlands Nachbarland das Leben still. Fast jeder der rund 16 Millionen Einwohner saß vor dem Fernseher, wenn er nicht im Münchner Olympiastadion Augenzeuge des historischen EM-Triumphes der «Elftal» gegen die Sowjetunion war. Auch Arjen Robben und Co. hockten gespannt vor der Flimmerkiste und jubelten ihren damaligen Idolen nach dem bislang einzigen großen Sieg der «Oranjes» zu. 22 Jahre später können sie selbst Geschichte schreiben und mit dem ersten WM-Titel in der holländischen Historie Marco van Basten, Ruud Gullit und all die anderen sogar noch übertreffen.
«Wenn wir Weltmeister werden, sind wie die beste Mannschaft in der Geschichte der Niederlande», sagt Rafael van der Vaart vor dem Finale gegen Spanien am Sonntag. Der Mittelfeldspieler von Real Madrid war damals gerade einmal fünf Jahre alt. «Ich habe dennoch alle Spiele gesehen», erinnert sich van der Vaart. «Es gab keine Chance, ihn ins Bett zu bekommen», sagte Vater Ramon im Rückblick im «Algemeen Dagblad».
Nach dem EM-Sieg schickte der KNVB den EM-Pokal auf Reisen durch das ganze Land. Auch van der Vaarts erster Verein De Kennemers aus Nordholland hatte ein Fotoshooting organisiert, doch ausgerechnet an diesem Tag lag der kleine Rafael krank im Bett. «Rafael hatte sich so auf den Tag Freude. Weil sie Mitleid mit ihm hatten, sind sie abends extra noch mit dem Pokal zu uns nach Hause gekommen, damit Rafael sein Foto bekommen konnte», sagt van der Vaart Senior.
Noch ein Jahr jünger als der heutige Publikumsliebling van der Vaart war 1988 Wesley Sneijder. «Ich stand an der Autobahn A2, als der Mannschaftsbus zurückkam», erinnert sich der Spielmacher von Inter Mailand, 22 Jahre später selbst bereits mit dem Triple bei Inter Mailand dekoriert und kurz vor der WM-Krönung. Sein Vater hatte ihn im Kindersitz vorne auf dem Fahrrad zu einer Brücke gefahren, von wo Sneijder mit Tausenden von Landsleuten den Helden von München zujubelte. «Der Bus konnte nur im Schritttempo fahren, so voll war die Autobahn mit Menschen.»
In Groningen verfolgte der kleine Arjen Robben den Siegeszug der «Oranjes», gerade einmal vier Jahre war der heutige Bayern-Star, als Gullit und van Basten mit zwei Traumtoren das Finale gegen die Sowjetunion entschieden. Dirk Kuyt war damals so verrückt nach Gullit, dass der Liverpool-Stürmer alle Holland-Spiele mit einer Rast-Perücke auf dem Kopf verfolgte. «Nach jedem Spiel sind wir dann auf die Straße und haben die Partie nachgespielt», erinnert sich der damals acht Jahre alte Kuyt. Für Gregory van der Wiel kam der große Tag von München dagegen zu früh - der Rechtsverteidiger war gerade einmal vier Monate alt.
Am Sonntag hat das Starensemble von Bondscoach Bert van Marwijk selbst die Chance, sich in den Niederlanden unsterblich zu machen. Ein Sieg gegen Europameister Spanien und der Empfang in der Heimat dürfte noch gewaltiger ausfallen als im Juni 1988. Der 11.7.2010 dürfte dann auch Generationen nach Robben und Co. stets ein Begriff sein.