Ribéry: "Die Maschine ist repariert"
Rechtzeitig zum Test gegen Deutschland versöhnt sich Franck Ribéry mit seinen Franzosen. Über die Vergangenheit sagt der Bayern-Star jetzt: "Ich fühlte Hass!"
Paris - Die Stadt der Liebe – für Franck Ribéry war das bisher eher ein Phantom-Gedanke, als wäre es ein Gerücht. Paris, deren Menschen und Medien, haben dem Nationalspieler wenig Zuneigung entgegengebracht.
Nun ist alles anders. Ribéry und die Franzosen – diese Relation erlebt eine Renaissance. Was den Linksaußen vor dem Test am Mittwoch im Stade de France (21 Uhr/ARD) glücklich macht. "Ich fühle mich derzeit sehr wohl, wenn ich nach Frankreich komme. Ich habe die Freude wiedergefunden, fühle mich wie befreit", sagte er dem "Kicker".
Was an den letzten Erfolgen der französischen Nationalelf liegt. Nach dem EM-Aus im Viertelfinale gegen Spanien folgte in der WM-Qualifikation ein 1:1 bei eben diesen Gegner und ein 2:1 in einem Test in Italien.
Der Hauptgrund für Ribérys gute Laune heißt Didier Deschamps, seit Sommer neuer Nationalcoach. "Ich habe nicht viele Spieler, die die Champions League gewinnen können und gewinnen wollen", betonte Deschamps, Weltmeister von 1998 und begründete Ribérys Top-Leistungen so: "Bei den Bayern hat er permanentes Vertrauen. Die haben ihn selbst in den schwierigsten persönlichen Situationen unterstützt. In Frankreich hat er Südafrika erleben müssen – diese Bus-Affäre mit dem Trainingsboykott. Aber er reift."
Stichwort Südafrika, WM 2010, in der französischen Öffentlichkeit stets unter dem Begriff „Knysna” gebündelt. In diesem Ort lag das Quartier der Franzosen. Ribéry zählte damals zu den Rädelsführern des Aufstandes samt Trainingsboykott gegen Coach Domenech. Konsequenz: Vorrunden-Aus.
"Nach Knysna war es sehr, sehr schwierig", sagte Ribéry in der "L'Équipe", "ich weiß, dass ich die Öffentlichkeit enttäuscht habe, Fehler begangen habe. Ich habe das akzeptiert, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Ich war der Mann, auf den man eingeschlagen hat. Es war schrecklich. Ich fühlte Hass!"
Die Sache hat sich gedreht. Schon mit Laurent Blanc, dem Nachfolger von Domenech. "Ich werde nie vergessen, was er für mich getan hat. Laurent hat mir Zeit und Vertrauen gegeben, ein großer Mann." Über Deschamps sagt er: "Er will, dass ich ein Leader bin. Sein Vertrauen stärkt mich."
70 Länderspiele hat Ribéry absolviert, 100 sind sein Traum. Plötzlich scheint das nicht mehr so unrealistisch. "Ich fühle mich wie in meinen Anfangsjahren in der Nationalelf", sagte Ribéry, "habe Freude daran, für dieses Team zu spielen und wieder einen positiven Kontakt mit der Öffentlichkeit. Die Maschine ist repariert. So klar war das nach der EM nicht."
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