Revolution mit Brille
Sky zeigt erstmals ein Bundesligaspiel in 3D.Die Experten sind geteilter Meinung: Sammer fand’s „gewöhnungsbedürftig“, Beckenbauer „beeindruckend“ – vor allem bei Nahaufnahmen.
MÜNCHEN Die Moderation begann mit einem Befehl: „Brillen auf!“, sagte Kommentatorin Jessica Kastrop, und etwa hundert Gäste folgten ihrer Anweisung, schließlich sollten sie in den Genuss einer bisher einzigartigen Vorführung kommen: Der Bezahlsender Sky zeigte erstmals ein Fußball-Bundesligaspiel in 3D.
Was dann von Leverkusen gegen Hamburg auf den Flachbildfernsehern zu betrachten war, beeindruckte, vor allem die Nahaufnahmen. Bei ihnen ist die 3D-Technik am stärksten. Wenn die Spieler den Rasen der BayArena betreten und der Zuseher meint, die Fußballer liefen einem gleich hier auf der Praterinsel vor die Füße. Oder wenn die Kamera über die Schulter des an der Seitenlinie gestikulierenden HSV-Trainers Bruno Labbadia filmt und man den Trainer antippen möchte. In der Spielfeldübersicht dagegen fallen kaum Unterschiede auf.
Die 3D-Sicht fordert die Augen, wird nach einer gewissen Zeit anstrengend. Und so bemerkte DFB-Sportdirektor Matthias Sammer in der Pause: „Es ist noch gewöhnungsbedürftig." Franz Beckenbauer hatte die ersten 45 Minuten mit Brille auf der Nase im Stehen neben Marcel Reif zugebracht. Sein Urteil: „Ich sehe zum ersten Mal ein Fußballspiel in 3D, das ist beeindruckend. Bei der Technik ist noch etwas Spielraum." Gerade bei schnellen Schnitten kommt das Auge nicht nach; bis man sich an die eine Perspektive gewöhnt hat, hat die Regie schon zur nächsten Kamera gewechselt. Beckenbauer: „Bei Nahaufnahmen hat man aber das Gefühl, direkt daneben zu stehen.“
Die Produktion in 3D stecke noch in den Kinderschuhen, wie der neue Sky-Vorstand Brian Sullivan („Das ist eine Revolution. Aber sie dauert noch“) bemerkte. Während für eine normale Übertragung 13 Kameras benötigt werden, kamen bei der 3D-Produktion nun 18 zum Einsatz. Pro Bild braucht man zwei Kameras, deren Signale für die 3D-Optik übereinander gelegt werden. Der Zuseher muss dann noch eine 3D-Brille tragen, die die beiden versetzten Bilder im Gehirn zu einer dreidimensionalen Illusion zusammensetzt.
Franz Beckenbauer hat eine Hoffnung: „Dass es irgendwann mal ohne Brille geht.“ Christoph Landsgesell
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