Remis gegen Elfenbeinküste: Poldi trifft, Neuer patzt
GELSENKIRCHEN - Nach der Trauer um Robert Enke hat Lukas Podolski der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ein Remis zum Jahresabschluss gerettet. Das Sportliche war nur Randaspekt– dennoch gibt es in Gelsenkirchen wichtige Erkenntnisse.
Einmal den Pfosten links berühren, dann den rechten, schließlich die Latte. Ein Ritual, das Glück bringen soll – guter, alter Aberglaube. Torhüter Manuel Neuer wurde mit lautem Beifall begrüßt, als er sein Tor inspizierte zu Beginn der zweiten Halbzeit beim 2:2 (1:0) im Test gegen die Elfenbeinküste. Es war das zweite Länderspiel des 23-Jährigen, den die Bayern für die kommende Saison auf dem Zettel haben.
Tim Wiese (27) hatte sich schadlos gehalten in Durchgang eins gegen die Elfenbeinküste, besonders gefordert worden war der Bremer nicht. Wiese und Neuer, beide im neuen komplett roten Keeper-Dress, konkurrieren um den Stellvertreter-Posten von René Adler, der Nr. 1 im deutschen Tor. Neuer hatte sein Debüt im Juni beim 7:2 in Dubai gegen die Emirate gegeben.
Und dann passiert ihm in der 57. Minute so ein Ding: Neuer will den Ball nach einem Rückpass von Westermann aus dem Strafraum schlagen und trifft Emmanuel Eboué dort, wo es für einen Mann am schmerzvollsten ist. Von dort landete der Ball genau da, wo es für einen Torwart am schmerzvollsten ist - im Netz. Das 1:1. Da half aller Aberglaube nicht. Beim 1:2 (85.) durch Seydou Doumbia hatte er keine Abwehrchance.
Die Partie gegen die Afrikaner war neben den Torhütern vor allem für Stefan Kießling (25) von Bedeutung. Der Topstürmer der Bundesliga mit acht Treffern durfte sich nach langer Zeit einmal wieder bewähren. Viel kam aber nicht dabei rum. Kießling stand ganz klar im Schatten von Lukas Podolski, der beinahe an jeder Torchance beteiligt war und das 1:0 locker und cool per Elfmeter (11.) erzielt hatte. Herausgeholt immerhin von Kießling. Am Ende rettete Poldi auch den Jahresabschluss mit seinem Linksschuss zum 2:2 in der Nachspielzeit (sein 37. Länderspieltreffer).
Bemerkenswert: Als Kießling von Bundestrainer Joachim Löw nach 70 Minuten ausgewechselt wurde, gab es Ovationen für den Leverkusener. Für Mario Gomez, der ihn ersetzte, dagegen böse Pfiffe. Nur, weil er vom FC Bayern ist? Oder weil es momentan opportun ist, den Dauer-Reservisten von der Säbener auszupfeifen?
Wirklich feinfühlig ging das Publikum nicht um mit den Nationalspielern – nicht mit Neuer, dessen weitere, gelungene Aktionen wie selbstverständliche Rückpässe mit höhnischem Applaus und Raunen bedacht wurden. Auch nicht mit Gomez. Vielleicht freut der sich ja jetzt sogar auf die Rückkehr nach München zu Trainer Louis van Gaal.
ps