Regierungschef fordert "eiserne Konsequenz" für Hooligans
184 Verhaftete und 15 Verletzte bei den brutalen Krawallen zwischen polnischen und russischen Hooligans. Den Gewalttätern wird sofort der Prozess gemacht, morgen gibt’s die ersten Urteile.
Warschau - Als Joanna Mucha noch einmal mit den Jagdszenen des Vorabends konfrontiert wurde, antwortete sie bestürzt. „Ich schäme mich”, sagte die polnische Sportministerin: „Das waren Hooligans, die nichts gemein haben mit echten Fans." Die Bilder der Krawalle waren jedoch auch am Tag danach noch präsent: Hooligans, die Polizisten mit Feuerwerkskörpern, Flaschen und Steinen bewerfen. Polen und Russen, die sich krankenhausreif prügeln. Fans, die reglos am Boden liegen. Die Bilanz der Schande: 184 Festnahmen, mindestens 15 Verletzte. Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen zum Hooligan-Eklat:
Wer griff zuerst an? Polen, die sich von russischen Fans provoziert fühlten – so erklärt sich auch das Verhältnis der Verhaftungen, 157 Polen wurden festgenommen, 24 Russen sowie Personen aus Spanien
Wie provozierten die Russen? Polen gegen Russland, politisch seit jeher schwer belastet, war als Risikospiel eingestuft – zumal die Partie auch noch am russischen Nationalfeiertag stattfand. Ein Teil der Russen nutzte einen Marsch zum Stadion für nationalistische Parolen, einige warfen Papierflieger – eine geschmacklose Anspielung auf den Absturz der polnischen Präsidentenmaschine im April 2010 im russischen Smolensk, bei dem unter anderem Staatspräsident Lech Kaczynski ums Leben gekommen war. Polnische Fans reagierten darauf aggressiv, riefen „Ruska Kurwa" („Russland, du Hure”), spuckten die Russen an. Schließlich bewarfen sie sie mit Flaschen und Feuerwerk. Am Ende des Zuges kam es zu den Jagdszenen und wüsten Prügeleien. „Polnische Fans sind für ihren ungebändigen Charakter bekannt. Darum passieren solche Zusammenstöße”, klagte der Chef des russischen Fußballverbandes, Sergej Fursenko.
Hatte die Polizei die Kontrolle? Nach eigenen Angaben: ja. Ab dem Vormittag glich die Innenstadt bereits einer Hochsicherheitszone. Mehr als 6000 Polizisten
Wer ist verletzt?
Passiert das wieder? „Das war der schwierigste Tag der EM”, erklärte Polens Innenminister Jacek Cichocki und versprach die ersten Urteile gegen Gewalttäter für Freitag, mit „eiserner Konsequenz”, wie es Polens Regierungschef Donald Tusk ausdrückte. Derzeit geht man nicht von einer Wiederholung der Geschehnisse aus. Als Risikospiel gilt jedoch ein mögliches Viertelfinale Polen gegen Deutschland.
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