"Raus aus dem Teufelskreis": Khedira plant die Zukunft
Tiflis – Eine Kurzschlussreaktion, meinte Sami Khedira, wäre jetzt genau das Falsche. "Ich muss ruhig bleiben, um aus dem Teufelskreis rauszukommen", sagte der Fußball-Weltmeister dem kicker. Khedira sprach über sein "Seuchenjahr" 2014/15, in dem ihn körperliche Probleme immer wieder zu Pausen zwangen. Ruhig bleiben, nicht zu viel wollen - das passt auch zu einer Entscheidung, die Khedira in Kürze treffen muss.
Bei seinem Abschied vom spanischen Rekordmeister Real Madrid steht er vor der wohl wichtigsten Wahl seiner Profikarriere - auch seine Zukunft in der Nationalmannschaft hängt davon ab. "Er hatte wahnsinnig wenig Spielpraxis seit der WM", sagte Bundestrainer Joachim Löw zuletzt über den 27-Jährigen. Löw erwartet, dass dies spätestens ab Sommer anders sein wird. Denn nur als Stammspieler bei einem Topklub wird sich Khedira dauerhaft gegen die wiedererstarkte Konkurrenz im defensiven DFB-Mittelfeld mit Kapitän Bastian Schweinsteiger und Rückkehrer Ilkay Gündogan behaupten können.
Mancher Experte hat Zweifel an Khediras Leistungsfähigkeit. Der frühere Stuttgarter sei verletzungsanfällig, meinte Franz Beckenbauer unlängst bei Sky, "in seiner aktuellen Verfassung wird er niemandem helfen. Im Moment fehlt ihm alles." Beckenbauer ist Ehrenpräsident von Bayern München - jenem Verein, der sich im Sommer gegen eine Verpflichtung von Khedira und für dessen Real-Kollegen Xabi Alonso entschied.
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Für Horst Heldt ist die Aussage des "Kaisers" ein Skandal. Der Sportvorstand von Schalke 04 meinte, Khedira werde "komplett zerredet und schlecht gemacht". Und das auf der Basis eines einzigen Spiels, dem schwachen Auftritt Madrids im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League eben gegen Schalke (3:4), nach dem Beckenbauer sein vernichtendes Urteil fällte.
Am Mittwoch im DFB-Trikot gegen Australien (2:2) deutete Khedira an, dass er auch dem Weltmeister noch helfen kann. Das 1:0 durch Marco Reus bereitete er mit einer starken Aktion vor, er ging überdies giftig in Zweikämpfe.
Schalke ist von ihm überzeugt. "Welcher Trainer würde Khedira nicht gerne haben?", sagte Coach Roberto Di Matteo bei Sport1, "die Tür bei uns ist offen." Khedira könne sich aber einen Verein aussuchen, ergänzte er, für die Knappen werde es deshalb schwierig. Aus England wird seit Monaten ein Interesse des FC Arsenal kolportiert, zudem soll der FC Chelsea dran sein; Blues-Teammanager José Mourinho schätzt Khedira seit gemeinsamen Tagen bei Real. Auch der VfL Wolfsburg wird als ein möglicher Abnehmer genannt.
Khedira will "einen neuen Reiz" und sich "weiterentwickeln". Der Entschluss, Madrid nach fünf Jahren zu verlassen, sei keiner gegen die Königlichen, die ihm noch im vergangenen Sommer eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrages angeboten hatten. "Ich liebe Real Madrid und werde alles geben, bis zum letzten Tag", sagte Khedira der spanischen Sporttageszeitung Marca.
Dann aber habe er "richtig Lust", anderswo "etwas zu reißen". Eine Tendenz gebe es noch nicht, und der Name des Vereins oder Geld seien irrelevant, meinte Khedira. Allein der "Plan für die nächsten Jahre" müsse passen. Der des Klubs - und sein eigener. Auch wegen Löw.