Özil: „Ich habe gewusst, dass ich ein Tor mache“
JOHANNESBURG - Es ist ein schmaler Grat zwischen Depp Held. Zum Glück wurde Mesut Özil Mittwochabend zu Zweiterem. Mit seinem herrlichen Tor aus 20 Metern entschied der 21-Jährige die Partie gegen Ghana – das 1:0 (60.). Er war es, der das DFB-Team ins Achtelfinale beförderte.
Mesut Özil, der Mann des Spiels, sagte hinterher: „Dass ich die erste Chance vergeben habe, war bitter für mich. Aber ich habe gewusst, dass ich heute ein Tor mache.“ Bewundernswert, denn in der ersten Halbzeit hatte es nicht danach ausgesehen: Özil musste einen kläglichen Fehlversuch verkraften, als er allein auf Ghanas Kingson zulief und dem Keeper den Ball in die Arme schob (26.). „Er hat ja auch gegen Australien einige Chancen versemmelt“, nörgelte Franz Beckenbauer in der Pause und forderte: „Da muss er sich verbessern.“
Özil kam aus der Kabine und wirkte so, als hätte er des Kaisers Worte vernommen. Er spielte fast wieder so wie beim 4:0 gegen Australien. Danach hatte es Lobeshymnen gegeben. So schrieb die französische „Libération“: „Die Deutschen überrollen alle, mit Özil als Drehscheibe, der nach allen Seiten Raketen abschießt.“
In Minute 60 war’s eine Rakete mit Knalleffekt und klarer Zielrichtung: ins Tor, ins Achtelfinale, gegen England. Mit Mesut Özil, dem Rocket-Man. „Vor mir stand keiner“, sagte er, „da habe ich einfach geschossen.“ Und Bundestrainer Jogi Löw lobte: „Das Spiel stand zu diesem Zeitpunkt auf Messer Schneide, das war das Entscheidende zum Sieg.“
Hätte Özil auch diesen Ball vergeben, Deutschland hätte gegen die USA gespielt. Sei’s drum. Es war ein schönes Tor. Oder wie Beckenbauer dann sagte: „Ausgerechnet Özil! Und dann auch noch schulmäßig!“ Und dann meinte der Kaiser noch: „Er ist noch nicht ganz so gut, zeigt aber Ansätze wie Messi.“
jos