Neymar - besser als Pelé & Co.?
Sao Paulo - Als die Neymar-Show vorbei war, bedankte sich der brasilianische Superstar beim Schiedsrichter. Ein Handshake auf dem Weg zur Auswechslung. Eine artige Geste des 22-Jährigen, vielleicht auch der Dank für den Elfmeterpfiff vor seinem Tor zum 2:1 gegen Kroatien.
Erstes WM-Spiel, zwei Tore, drei Punkte – geht schlechter. "So eine WM-Premiere hatten noch nicht einmal Pelé und Ronaldo", titelte „O Globo“ über den Man of the Match. Das größte Kompliment aber sprach Luiz Felipe Scolari aus. Der sonst gerne mal bärbeißige Nationalcoach der Brasilianer hob Neymar nach dessen Doppelpack zum WM-Auftakt sogleich in den brasilianischen Fußball-Olymp, vorbei an allen bekannten Größen.
"Wir hatten Pelé, wir hatten Ronaldo, wir hatten Romario, Rivaldo und Ronaldinho", sagte Scolari, "aber einen wie Neymar hatten wir noch nie." Das verwunderte dann doch. Sicher, Neymar ist in der aktuellen Riege der im Vergleich zu früheren Teams eher durchschnittlich begabten Brasilianer der Schillerndste und Talentierteste. Und ja, 32 Tore in 50 Länderspielen sind außerordentlich. Doch Neymars Leistung zum Auftakt war tatsächlich ausbaufähig, sein Spiel noch nicht dominant, sogar seine Tore glücklich: Beim 1:1 sprang der Ball vom Innenpfosten ins Tor, beim Elfmeter zum 2:1 hatte Kroatiens Torwart Stipe Pletikosa die Hand am Ball.
Doch anders als bei anderen hochgelobten Youngstern weiß Neymar mit Druck umzugehen, braucht ihn sogar. "Den Druck mag ich. Ich fliehe nicht vor ihm. Ich übernehme die Verantwortung", sagte Neymar in "Sport Bild". "Ich bin darauf vorbereitet, bei dem Turnier hier der Star zu sein." Nach dem 3:1 über Kroatien sagte er: "Ich bin wirklich sehr glücklich. Glücklicher als ich es mir erträumt hätte." Scolari meinte: "Neymar braucht keine Leute, die ihm in den Kopf setzen, dass er der Beste der Welt sein muss. Was er braucht, ist nur Freude am Spiel und das Gefühl, dass wir ihm alle helfen. Der Beste der Welt zu sein, ist dann irgendwann die logische Konsequenz."
Der uneingeschränkte Star im Team ist er schon. Weltfußballer – wie Romário, Ronaldo, Rivaldo, Ronaldinho und Kaká – dagegen noch nicht. Aber er weiß Brasiliens Ahnen hinter sich. Alle sind voll des Lobes. Kaká war gar im Stadion, postete wie ein Fan ein Video von Neymars Elfmeter auf Instagram. Nur an den großen Pelé traut sich Neymar noch nicht heran. "Er ist der König des Fußballs, ich nur der Junge, der Fußball spielen will", sagt er demütig. Hält Neymar allerdings seinen Schnitt von 0,64 Toren pro Spiel, dürfte er spätestens in fünf Jahren an seinem Idol (77 Länderspieltore) vorbeiziehen.