Neuer: Der Provokateur
Schalke triumphiert im Revierderby – und Keeper Manuel Neuer feiert den Triumph direkt vor dem BVB-Fanblock. Außerdem soll er Dortmund-Profi Großkreutz nach dem Abpfiff geschlagen haben.
DORTMUND Der Mann liebt offenkundig Feindseligkeiten. Im April, nach Schalkes Triumph bei den Bayern, riss Manuel Neuer die Eckfahne raus und jubelte damit vor den Bayern-Fans. Es war eine gezielte Provokation – und Neuers Rache für Oliver Kahns Titeljubel in Hamburg 2001. Damals, als Schalke nur Meister der Herzen wurde. Am Samstagnachmittag, nach dem 1:0 der Königsblauen bei Borussia Dortmund, trieb es der Torhüter nun auf die Spitze – und das beim ohnehin emotionsgeladenen Revierderby.
Dass die Schalker Ultras vor dem Spiel durch die Dortmunder City marschierten, wurde noch erfolgreich von der Polizei verhindert. Den 23-jährigen Neuer jedoch hinderte niemand daran, sich nach dem Schlusspfiff demonstrativ vor die Dortmunder Südtribüne zu stellen und mit gereckten Armen den Sieg zu feiern. Zuvor bereits hatten seine Schalker Kollegen Levan Kenia, Rafinha und Jefferson Farfan die BVB-Anhänger bis aufs Blut gereizt. Das Trio hatte Farfans Tor (31.) vor den BVB-Fans bejubelt. „Darüber wird zu reden sein. Wenn man etwas zu feiern hat, dann sollte man das mit den eigenen Fans tun. Da hat man bei den gegnerischen Fans nichts verloren“, motzte denn auch Schalke-Trainer Felix Magath.
Die Wut der Dortmunder konzentrierte sich jedoch vor allem auf Provokateur Neuer. Denn direkt nach der Jubelarie im Feindesgebiet soll es im Mittelkreis zu einer Handgreiflichkeit gekommen sein. Borussen-Profi Kevin Großkreutz behauptet dies. Er habe wegen dessen Provokation zu Neuer gesagt: „Das war nicht in Ordnung.“ Und die Folge? „Im Zurücklaufen hat er mir dann eine verpasst. Meine Nase tut richtig weh“, so Großkreutz. Teamkollege Nuri Sahin bestätigte dies: „Das war volle Absicht von Neuer.“
"Alle reden von Deeskalation und dann so etwas"
Für Neuers Unschuld spricht, dass weder Fotografen noch Kameraleute den etwaigen Ausraster eingefangen haben. Der U21-Europameister selbst wollte davon auch nichts wissen. „Das muss ein anderer Manuel Neuer gewesen sein“, meinte der Schalker süffisant. Später erklärte er bei „WDR2“: „Ich hoffe, die Zähne von Großkreutz sind noch drin. Ich habe ihn jedenfalls nicht berührt.“
Bliebe die Sache mit der dreisten Pose vor dem BVB-Block, die auch Dortmunds Trainer Jürgen Klopp geißelte („Alle reden vor dem Spiel von Deeskalation und dann so etwas“)? „Ich bin 45 Minuten vor der Dortmunder Tribüne bepöbelt und beschmissen worden“, verteidigte sich Neuer und meinte, dass er damit umgehen könne: „Ich habe mich einfach nur Freude, ich hatte ja keinen zum Umarmen.“ Nun ja. Immerhin kann sich Neuer in diesem Punkt der Unterstützung seines Coaches sicher sein. Felix Magath nämlich sagte: „Das war für mich im Rahmen.“
Ganz im Gegensatz zu den Ausfälligkeiten einiger Hooligans beider Seiten. Dortmunder Chaoten hatten in der Nacht zum Samstag Steine ins Schalker Teamhotel geworfen, nach dem Abpfiff musste die Polizei Wasserwerfer gegen randalierende Gelsenkirchner einsetzen. Insgesamt gab es 46 Festnahmen. jos