Natze will nie wieder Solo sein

Mit dem DFB trifft Torhüterin Nadine Angerer am Freitag auf die USA – deren Topstar bleibt aber daheim. Den Vergleich mit Hope Solo scheut sie: „Vieles bei ihr wirkt bewusst inszeniert“
von  Frank Hellmann
Freak-Frau Nadine Angerer steht am Freitag ab 18.15 Uhr in Offenbach zum 115. Mal im Tor der deutschen Nationalmannschaft.
Freak-Frau Nadine Angerer steht am Freitag ab 18.15 Uhr in Offenbach zum 115. Mal im Tor der deutschen Nationalmannschaft. © dpa

Frankfurt am Main - Wenn Nadine Angerer derzeit den Essenssaal des Kempinski Hotels in Gravenbruch betritt, schaut sie bisweilen verwundert. „Da sitzen lauter junge Mädels am Tisch und wir Alten wundern uns, womit die sich beschäftigen.“ Die Kapitänin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft hat am Mittwoch anschaulich gemacht, welcher Generationswechsel sich heimlich, still und leise auch bei den Frauen vollzieht.

Neue Kräfte wie die 20-jährige Leonie Maier drängen nach, die vor dem Freundschaftsspiel-Klassiker am Freitag in Offenbach gegen die USA (18.15 Uhr/live ZDF) davon sprach, mit dem seit 2006 nicht mehr besiegten Olympiasieger „eine offene Rechnung“ begleichen zu wollen. Doch Angerer würde sich die Jungen „noch frecher“ wünschen. „Da ist niemand, der unpünktlich ist oder etwas vergisst – so wie wir früher.“

Die 34-Jährige strahlt immenses Selbstbewusstsein aus, „auch wenn ich das letzte halbe Jahr wegen meiner Verletzung eine schlechte Phase hatte.“ Sie hielt zuletzt kaum noch die Unhaltbaren. Das dürfte ein Grund gewesen sein, dass Nationaltrainerin Silvia Neid für den Algarve-Cup die Rotation unter der Latte ausrief. „Natze“ alias Nadine Angerer reagiert darauf entspannt. „Die Trainerin hat mir das plausibel erklärt. Almuth Schult hat sich super entwickelt, aber sie hat Spielpraxis gebraucht. Ich habe damals 55 Länderspiele benötigt, um die Nummer eins zu werden.“ Überdies werde sie ja morgen vor mindestens 15000 Zuschauern zum 115. Mal das deutsche Tor hüten, „und ich habe den Fokus darauf, die EM in Schweden als Nummer eins zu bestreiten.“ Zumal ihre zwölf Jahre jüngere Stellvertreterin vom SC Bad Neuenahr im Endspiel des Algarve-Cup eben gegen die USA (0:2) schwer patzte. Angerer glaubt, dass die Torwartposition im Frauenfußball noch immer „ein bisschen vernachlässigt“ werde, „es gibt echt noch viele krasse Torwartfehler“.

Die freakige Torfrau, die bekanntermaßen öffentlich machte, Männer wie Frauen zu lieben, sieht neben sich nur drei, vier Konkurrentinnen auf Weltklasseniveau. Eine davon sei natürlich Hope Solo, mit der auch auf den Plakaten zu diesem Länderspiel geworben wird. Doch die US-Torfrau ist wegen einer Handverletzung gar nicht nach Deutschland gereist. Die von ihren Oberschenkelproblemen geheilte Angerer vermisst die stilprägende Dame nullkommanull. „Vieles bei ihr wirkt bewusst inszeniert.“ Zu Popularitätssteigerung des Frauenfußballs mag das ja helfen – ihr gefällt es trotzdem nicht.

Noch etwas wäre eigentlich aufzuklären gewesen: Die im Winter aus der Bundesliga geflüchtete Ally Krieger hatte harsche Anschuldigungen gegenüber dem 1. FFC Frankfurt erhoben. „Die FFC-Mädels haben im Nationalteam viel besser gespielt als im Verein“, hatte die US-Nationalspielerin gesagt und von ausgelebten Egoismen und latenten Unstimmigkeiten gesprochen.

Nadine Angerer trägt auch in Frankfurt die Binde, wollte aber zu dieser Causa nichts sagen. „Jetzt bin ich bei der Nationalmannschaft und darauf konzentriere ich mich.“ Das war für ihre Verhältnisse eine ungewohnt diplomatische Antwort.

 

 

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