Nationaltrainer Löw in der Kritik: Lasst Jogi mal machen
Gegenwind tut gut, bläst das Hirnkasterl frei, lässt einen seine eigenen Gedanken reflektieren. Und konstruktive Kritik ist immer eine steife Brise.
Joachim Löw gibt sich sturmerprobt, ist krisenerprobt: Das Halbfinal-Aus bei der EM 2012 und 2016, das blamable Scheitern in der Vorrunde der WM 2018 in Russland. Schon auch Job-gefährdend, "aaabsolut" wie Löw es stets ausspricht. Aber: Jogis Frisur sitzt. Wie seine Linie und sein Plan.
Mehr als 14 Jahre ist er im Amt, hat 185 Länderspiele gecoacht. Da prallt einiges an einem ab, vor allem die Kritik ehemaliger Nationalspieler (Lothar Matthäus, Bastian Schweinsteiger) oder Nationaltrainer (Berti Vogts). Löw sei es "völlig egal ist, wer was wie sagt". Und überhaupt: "Jeder kann Kritik äußern. Aber ich stehe über den Dingen."
Jogi Löw: Lässig und gelassen
Worüber sich die Expertenschar wiederum mokiert. Genervt? Abgehoben? Ich finde: lässig und gelassen.
Jedes Jahr bringt der Herbst stürmische Zeiten, insbesondere für die Nationalelf. Sechs - und dieses Jahr wegen der Corona-Pandemie sogar acht - Länderspiele in den Monaten September bis November: Da hagelt es Kritik der Vereine, die wegen der Fülle der Spiele um die Gesundheit ihrer Stars bangen.
Und was macht Löw? Schont diesen und jenen, wie etwa beim 3:3 gegen die Türkei. In einem Test - im wahrsten Sinne des Wortes. Ihm gehe es "nicht immer darum, Ergebnisse zu erzielen, sondern Erkenntnisse zu gewinnen". Für was soll ein Test sonst gut sein?
Lasst den Jogi mal machen. Die EM 2021 wird ohnehin zum Scharfrichter-Event, aaabsolut.